querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

22 Demokratie Übungsteil Vom Konflikt zur Gewalt O Seite 12 Die in der Ersten Republik zunehmend extremer werdenden Spannungen und Konflikte zwischen den Sozialdemo- kraten und den Christlichsozialen spiegelten sich auch in ihren Parteiprogrammen wider. Die Radikalisierung der Menschen entlud sich in Worten und Taten. Das Linzer Programm Ü3 Programm der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs. Beschlossen vom Parteitag zu Linz am 3. November 1926, Auszug aus Punkt III Der Kampf um die Staatsmacht, verfasst von Otto Bauer: „[…] Die sozialdemokratische Arbeiterpartei erstrebt die Eroberung der Herrschaft in der demokratischen Republik, nicht um die Demokratie aufzuheben, sondern um sie in den Dienst der Arbeiterklasse zu stellen, den Staatsapparat den Bedürfnissen der Arbeiterklasse anzupassen und ihn als Machtmittel zu benützen, um dem Großkapital und dem Großgrundbesitz die in ihrem Eigentum konzentrierten Produktions- und Tauschmittel zu entreißen und sie in den Gemeinbesitz des ganzen Volkes zu überführen. […] Wenn sich aber die Bourgeoisie gegen die gesellschaftliche Umwälzung, die die Aufgabe der Staatsmacht der Arbeiterklasse sein wird, durch planmäßige Unterbindung des Wirtschaftslebens, durch gewaltsame Auflehnung, durch Verschwörung mit ausländischen gegenrevolutionären Mächten widersetzen sollte, dann wäre die Arbeiter- klasse gezwungen, den Widerstand der Bourgeoisie mit den Mitteln der Diktatur zu brechen […]“ Programm der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs, in: Sandkühler/Verga (Hrsg.): Austromarxismus, 1970, S. 384–385. Der Korneuburger Eid „Korneuburger Gelöbnis“ vom 18. Mai 1930, verlesen vom Bundesführer der Christlichsozialen, Richard Steidle: „[…] Wir wollen nach der Macht im Staate greifen und zum Wohle des gesamten Volkes Staat und Wirtschaft neu ordnen. Wir müssen den eigenen Vorteil vergessen, müssen alle Bindungen und Forderungen der Parteien unserem Kampfziel unbedingt unterordnen, da wir der Gemeinschaft des deutschen Volkes dienen wollen! Wir verwerfen den westlichen demokratischen Parlamentarismus und den Parteienstaat! Wir wollen an seine Stelle die Selbstverwaltung der Stände setzen und eine starke Staatsführung, die nicht aus Parteienvertretern, sondern aus den führenden Personen der großen Stände und aus den fähigsten und bewährtesten Männern unserer Volks- bewegung gebildet wird. Wir kämpfen gegen die Zersetzung unseres Volkes durch marxistischen Klassenkampf und liberal-kapitalistische Wirtschaftsgestaltung. Wir wollen auf berufsständischer Grundlage die Selbstverwaltung der Wirtschaft verwirk- lichen. Wir werden den Klassenkampf überwinden, die soziale Würde und Gerechtigkeit herstellen. Wir wollen durch eine bodenstarke und gemeinnützige Wirtschaft den Wohlstand unseres Volkes heben […]“ Walter, Wiltscheg: Die Heimwehr, Wien 1985 Der Korneuburger Eid, in: Berchtold (Hrsg.): Österreichische Parteiprogramme, 1967, S. 402–403. • Nenne wesentliche Forderungen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bzw. der Christlichsozialen Partei. • Vergleiche die beiden Parteiprogramme im Hinblick auf die genannten Mittel zur Durchsetzung der jewei- ligen Forderungen. • Diskutiert in der Klasse, ob eine Verrohung von Sprache und Wortwahl in der politischen Kommunikation heute feststellbar ist. (HMK, HOK, M7) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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