querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

16 Demokratie Parteien und Politik nach 1945 Die politischen Parteien waren zu Beginn der Zweiten Republik von einem Willen zur Zusammenarbeit geprägt. Erfahrungen aus der nationalsozia- listischen Diktatur und bereits aus der Ersten Republik davor, als sich die politischen Lager zunehmend feindlich gegenüber gestanden waren, trugen zu diesem Streben nach einer veränderten Form der politischen Kultur bei. Politische Entscheidungen wurden zu einem großen Teil in dem Bemühen, gemeinsame Lösungen zu finden (Konsenspolitik), getroffen. Kompromiss- und Proporzregelungen dominierten die Politik. Unter Aufsicht der Alliierten bildete die Provisorische Staatsregierung 1945 eine Konzentrationsregierung zwischen ÖVP, SPÖ und Kommunistischer Partei (KPÖ). Letztere verlor bei den Wahlen im Herbst 1945 aber an Bedeutung, der einzige kommunistische Minister verließ 1947 die Regierung. Der 1949 ge- gründete „Verband der Unabhängigen“ (VdU) kandidierte als „Wahlpartei der Unabhängigen“ (WdU) bei der Nationalratswahl 1949. Die Partei („nationales Lager“) sah sich u. a. als Interessenvertretung der wieder stimmberechtigten ehemaligen Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten und erreichte rund 12% der Stimmen. 1955 wurde der VdU aufgelöst und ging teilweise in die neugegründete Frei- heitliche Partei Österreichs (FPÖ) über. › Sozialpartner in Österreich: Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB) Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) Kammer für Arbeiter und Angestellte (AK) Landwirtschaftskammer (LK) P Proporzsystem: Aufteilung von Ämtern entsprechend der Mehrheitsverhältnisse im Parlament P Konzentrationsregierung: auch „Allparteienregierung“; Regierung, die sich aus (fast) allen Parlamentsparteien bildet, um einen starken Zusammenhalt in Krisen zu ermöglichen Wahlplakat der ÖVP, 1945 O Gesellschaftlicher Wandel, S. 156 Wahlplakat der SPÖ, 1949 Wahlplakat der VdU, 1953 A9 Nenne mögliche Themen der unterschiedlichen Wahlplakate. Analysiere mit Hilfe der Methodenkarte Elemente der Darstellung, die dir auffallen, und vergleiche sie. Interpretiere die Wirkung des Plakates auf Betrachterinnen und Betrachter der damaligen Zeit. (PMK) M12 Entstehen der Sozialpartnerschaft Charakteristisch für eine Demokratie ist die Beteiligung verschiedenster Interessenvertretungen am politischen Prozess. Nach 1945 bildeten verschie- dene Kammern und der Österreichische Gewerkschaftsbund die so genannte Sozialpartnerschaft. Sie ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Interessens- verbänden zur Diskussion von Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Organisationen vertreten sowohl die Arbeitgeber- wie auch die Arbeitnehmer- seite und bemühen sich gemeinsam Lösungen bei wirtschaftlichen und sozialen Problemen zu finden. Die Ergebnisse dieser Verhandlungen werden mit der Regierung besprochen und als Empfehlungen vorgelegt. Die Sozial- partnerschaft prägte die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Zweiten Republik wesentlich mit und trägt als politisches Instrument zum Erhalt des sozialen Friedens in Österreich bei. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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