querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

154 Gesellschaftlicher Wandel Strukturwandel – Arbeit und Wirtschaft Eine Industriegesellschaft ist eine technisch und wirtschaftlich hoch entwickelte Gesellschaft. Wesentliche Merkmale sind eine massenhafte Produktion von Gütern und ein hoher Grad der Arbeitsteilung. Arbeit spielt eine wesentliche Rolle für die Sicherung der Grundbedürfnisse. Weitere Kennzeichen sind das Streben nach erhöhten Lebensstandards und die Verstädterung. Mit einer hohen Industrialisierung gehen aber auch eine verstärkte Bürokratisierung oder auch Umweltprobleme einher. Wirtschaftsbereiche Die Gesamtwirtschaft eines Staates oder einer Region teilt man in drei Sektoren ein: Der Primärsektor liefert die Rohstoffe (z. B. Land- und Forstwirt- schaft, Bergbau), der Sekundärsektor umfasst die Verarbeitung von Rohstoffen und die Produktion von Sachgütern (produzierende Gewerbe), den dritten Sektor (Tertiärsektor) stellen die erbrachten Dienstleistungen dar. Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft Vom Ende des 19. Jh. bis in die 1970er-Jahre entwickelten sich viele Länder zu einer Industriegesellschaft. Immer mehr Menschen fanden Arbeit im sekundären Sektor, während die Anzahl der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft stark zurückging (primärer Wirtschaftssektor). Ab etwa Mitte des 20. Jh. setzte in westlichen Industriestaaten langsam ein Strukturwandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft ein. Wesentlich Gründe dafür waren das Bevölkerungswachstum, der Anstieg der Erwerbstätigen im Allgemeinen und der technische Fortschritt. Damit setzte auch ein Wandel in der Arbeitswelt ein. Aufgrund von Automatisierung und Produktivitätssteigerung gingen v. a. in der verarbeitenden Industrie, also jenem Bereich, in dem Erzeugnisse be- oder verarbeitet werden, Arbeitsplätze verloren. Im Dienstleistungssektor stiegen hingegen Arbeitsmöglichkeiten an, dies v. a. infolge technischer Erneuerungen (z. B. Computerisierung der Arbeit, Telekommunikation ). Der Verlust von Arbeitsplätzen in den produzierenden Gewerben konnte damit nicht direkt ausgeglichen werden, manche Berufe sind vollständig verschwunden. Auf- grund steigender Einkommen können es sich Haushalte leisten, verstärkt Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, anstatt diese selbst zu erbringen (z. B. im Bereich von Kleidung und Lebensmitteln). Durch veränderte Lebens- bedingungen (z. B. Sinken der Arbeitszeit) stieg u. a. die Nachfrage nach Frei- zeitangeboten. Auch die Veränderungen in der Bevölkerung wie Alterung oder eine vermehrte Anzahl an Single-Haushalten erhöhen den Bedarf an Dienst- leistungen vor allem in der Pflege und Betreuung. Auch die breite Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien (Internet) erhöht die Nachfrage nach bestimmten Dienstleistungen (z. B. Online-Handel, Hotlines zur technischen Unterstützung). P Bürokratie: Organisati- onsstruktur; alles ist genau geregelt und streng geordnet, jede Person hat seine klar umschriebene Aufgabe. › Die Basisinnovation der Industrialisierung im 19. Jh. war die Dampfmaschine. Die zentrale Erfindung für den Übergang zur Dienstleistungs- gesellschaft im 20. Jh. sind der Mikroprozessor bzw. der Computer. Mit ausschlaggebend für den Durchbruch der Computer- technolgie war u. a. die Möglichkeit, einzelne Bestandteile enorm zu verkleinern; Mikroprozessoren auf einer Leiterplatte, Foto P Telekommunikation: Übermittlung von Nachrichten mittels elektronischer Medi- en; heute fast ausschließlich digital BASISKONZEPT – ARBEIT Arbeit begleitet uns täglich. Sie dient uns Menschen zur Sicherung unserer Grundbedürfnisse, z. B. Wohnen und Nahrung. Zugleich bestimmt Arbeit auch unser soziales Zusammenleben und ist ein Dienst an der Gemeinschaft. Bereits in der Urgeschichte entwickelten sich Arbeitsteilung und Spezialisierung, um das gemeinsame Leben zu erleichtern. Darüber hinaus hat jede und jeder Einzelne durch Arbeit die Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum A des Verlags öbv

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