querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

152 Gesellschaftlicher Wandel Bevölkerungswachstum Nach Angaben der UNO lebten 1960 rund drei Milliarden Menschen auf der Erde, 2018 waren es 7,6 Milliarden und bis 2050 könnte die Zahl der Welt- bevölkerung auf ca. 9,7 Milliarden steigen. Weltweit betrachtet zeigt die Bevölkerungsentwicklung im 20. und 21. Jh. große regionale Unterschiede. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung fast ausschließlich nur noch in Asien und Afrika. Durch Verbesserungen der Gesundheitsversorgung und Nahrungsmittelsituation gingen die Sterberaten zurück, und aufgrund einer hohen Geburtenrate in vielen Ländern dieser Kontinente (durch- schnittlich sechs Kinder pro Frau) kam es in den 1960er-Jahren zu einer sog. Bevölkerungsexplosion . Kinder galten bzw. gelten in Ländern des globalen Südens aufgrund meist fehlender sozialer Absicherung (z. B. Arbeitslosen- und Rentenversicherung) als wichtige Altersversorgung. In Asien (v. a. in Indien und China) sanken die Geburtenraten seither deutlich. In China war dafür eine staatlich verordnete und brutal umgesetzte Ein-Kind-Politik verantwortlich (1979–2015). In den ärmsten Ländern der Welt, v. a. in Afrika südlich der Sahara, wächst die Bevölkerung aber weiterhin stark an. In vielen Industrieländern, darunter auch Österreich, werden relativ wenige Kinder geboren. Dort gibt es immer weniger jüngere Menschen, die berufstätig sind und zur Finanzierung des Pensions- und Gesundheitssystems beitragen. Zugleich werden aber immer mehr Menschen älter. Damit wird der Generationenvertrag brüchig und das Altern zu einer gesellschaftlichen Herausforderung (z. B. Sicherung der Altersversorgung, Deckung des erhöhten Bedarfs an Altenpflege). P Bevölkerungsexplosion: besonders rasches Bevölke- rungswachstum mit einer jährlichen Wachstumsrate von mehr als 2,5% › In Österreich halten sich Geburten und Sterbefälle noch die Waage. Man erwar- tet aber, dass die Zahl der Ge- burten ab 2030 unter die der Sterbefälle sinkt. Ein Bevölke- rungswachstum wird langfris- tig nur durch Zuwanderung erreicht werden können. P Generationenvertrag: Gewährleistung der Alterssi- cherung durch nachfolgende Generationen; Erwerbstäti- ge zahlen die Renten und Pensionen heutiger Pensionis- tinnen und Pensionisten. › Indien und China sind die bevölkerungsreichsten Länder der Welt mit je ca. 1,3 Milli- arden Menschen, sie stellen knapp 40% der Weltbevölke- rung (Stand 2018). Kampagne für Empfängnis- verhütung in Indien: Frauen lassen sich die Funktionsweise des Intrauterinpessars (Spirale) erklären, Foto, 1967 A1 Arbeite aus der Quelle die Folgen der chinesischen Ein-Kind-Politik heraus. Erörtere, welche Auswirkungen diese Politik auf das gegenwärtige und zukünftige Zusammenleben in der chinesischen Gesellschaft hat. (HMK, PUK) M7 BASISKONZEPT – LEBENS- UND NATURRAUM Nicht nur die Umwelt im geografischen und biologischen Sinn wird als Lebens- raum bezeichnet, sondern auch das Umfeld sowie die Umstände, in denen Menschen zusammenleben und arbeiten. Wenn Menschen Naturräume aus- bauen, organisieren und verwalten, entstehen sogenannte Kulturlandschaften. Etwa 1,3 Milliarden Einwohner hat das Land, aber zwei Generationen von Kin- dern wuchsen ohne Geschwister, Cousins, Onkel und Tanten auf. Die Regierung sagt, man habe so 400 Millionen Geburten verhindert; die Familienplaner an der Basis griffen dabei oft zu grausamen Methoden wie Zwangsabtreibungen und -sterilisierungen. In ärmeren Gegenden wurden mancherorts neugeborene Mäd- chen von den Eltern ausgesetzt oder getötet: Auf dem Land ist es traditionell der Sohn, der im Alter für die Eltern sorgt. Massenhaft wurden weibliche Föten abgetrieben. Wenn China bald einen Überschuss von 30 Millionen jungen Män- nern zählt, die nie eine Frau finden werden, dann wegen der Ein-Kind-Politik. […] Bevölkerungswissenschaftler fordern schon seit Jahren die komplette Abschaf- fung der Beschränkungen. […] Tatsächlich bedroht die Ein-Kind-Politik seit Langem die Zukunft des Landes, denn China altert rapide. Schon 2030 wird es 210 Millionen Menschen geben, die älter sind als 60 Jahre. Das ist ein gewaltiges Problem für den Staat und für die Einzelnen, denn das soziale Netz ist schwach. Strittmatter, Geburtenkontrolle in China – Gefährliche Zukunft, Süddeutsche Zeitung, 29.10.2015 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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