querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

13 Demokratie Österreich wird ein autoritärer Staat Bei einem Konflikt im März 1933 um eine Abstimmung traten alle drei Nationalratspräsidenten zurück, um als Abgeordnete ihrer Partei mitstimmen zu können. Durch diese Rücktritte konnte das Parlament rein formal keine Beschlüsse mehr fassen. Diese Situation wurde von der Regierung Dollfuß missbraucht und eine „Selbstauflösung“ des Parlaments behauptet. Ein Zusammentreten der Abgeordneten wenige Tage später wurde auf Anweisung des Bundeskanzlers durch Polizeigewalt verhindert. Die Regierung Dollfuß regierte von nun an ohne parlamentarische Kontrolle. Ende März 1933 wurde der Republikanische Schutzbund verboten. Landtags- und Gemeinderats- wahlen wurden abgeschafft, die richterliche Unabhängigkeit aufgehoben sowie die Presse- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Februarkämpfe 1934 – Bürgerkrieg Wiederholt führten Polizei und Heimwehr provozierende Waffensuchaktionen in Arbeiterheimen und Privatwohnungen durch. Bei einer Suche in Linz am 12. Februar 1934 leisteten Mitglieder des verbotenen Schutzbundes Wider- stand. Dies nahm die Regierung zum Anlass des bewaffneten Eingreifens durch Polizei, Bundesheer und Heimwehr. Ein Bürgerkrieg brach aus, der sich von Oberösterreich ausgehend über größere Industrieorte bis nach Wien und Graz ausweitete. In diesen nur vier Tagen des Bürgerkriegs starben geschätzt 300 Menschen und es gab viele Verwundete. Per Notverordnung erleichterte die Regierung die Verhängung der Todesstrafe, neun Schutzbund- führer wurden in Folge hingerichtet. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei war fortan verboten, Mitglieder der Parteispitze, sofern sie nicht ins Ausland fliehen konnten, wurden verhaftet. Das Dollfuß-Schuschnigg-Regime und das Ende der Ersten Republik Am 1. Mai 1934 erließ die Regierung Dollfuß die sog. „Maiverfassung“, die Ös- terreich endgültig in einen autoritär regierten Staat verwandelte. Alle Parteien wurden verboten, einzig erlaubt war die Vaterländische Front unter Bundes- führer Dollfuß. Politische Gegnerinnen und Gegner wurden verfolgt, zum Teil arbeiteten sie im Untergrund weiter. Am 25. Juli 1934 versuchten Mitglieder der verbotenen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei einen Umsturz. Der sogenannte Juli-Putsch schlug fehl, aber Bundeskanzler Dollfuß wurde dabei ermordet. Sein Nachfolger Kurt Schuschnigg hielt am autoritären Sys- tem fest. Deutschland unter Adolf Hitler erhöhte den Druck auf die Regierung in Wien, um der verbotenen NSDAP zur Macht zu verhelfen. Am 12. März 1938 befahl Hitler den Einmarsch deutscher Truppen in Österreich („Anschluss“). P autoritär: im politischen Zusammenhang eine Herr- schaftsform, die vom Staats- volk Unterordnung einfordert Polizeiliche Waffensuche im Linzer Parteilokal der oberösterreichischen SDAP, Foto, 12. Februar 1934 Verhaftete Sozialdemokraten in Wien, Foto, 1934 Propagandaplakat für Dollfuß und die Vaterländische Front, 1934 A6 Ermittle mit Hilfe des Textes die Bedeutung des Begriffes „Kausalität“. Erkläre anhand der Entstehung des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes den Zusammenhang zwischen Ereignissen und deren Auswirkungen. (HSK) BASISKONZEPT – KAUSALITÄT Historische bzw. politische Ereignisse werden durch bestimmte Ursachen ausgelöst und ziehen immer Folgen nach sich. Es kann Neues entstehen, über- holte Verhältnisse können sich ändern, aber es können auch rückschrittliche Kräfte mobilisiert werden. Man spricht von einem Ursache-Wirkungs-Prinzip. Meistens gibt es aber nicht nur eine Ursache bzw. eine Folge, sondern mehrere Faktoren, die zu einem bestimmten Ergebnis führen. Kausalität geht in eine bestimmte Wirkungsrichtung, d. h. Auswirkungen gibt es nur in der Zukunft, die Vergangenheit kann sich nicht mehr ändern. Nu zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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