querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

106 Europäisierung Kooperationen und Spannungen der EU mit verschiedenen Weltregionen Handelsbeziehungen der EU zu den USA und China Seit Ende des 20. Jh. haben sich die Machtverhältnisse in der Weltpolitik und Weltwirtschaft nachhaltig verändert. Gemessen an der Wirtschaftsleistung stieg die Volksrepublik China zu einer neuen Großmacht auf. Die EU, China und die USA gemeinsam wickelten 2014 bereits mehr als die Hälfte des weltweiten grenzüberschreitenden Exportes ab. Zwischen der EU und den Vereinigten Staaten bestehen heute intensive wirtschaftliche und politische Beziehungen, deren historische Wurzeln v. a. in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg liegen. Diplomatische Beziehungen zwischen der EU (damals EWG) und den USA bestehen seit 1953, in den 1990er-Jahren kam es zu einer Vertiefung der poli- tischen und wirtschaftlichen Beziehungen: 1995 wurde eine Neue Transatlan- tische Agenda (NTA) v. a. zur Förderung von Frieden, Stabilität und Demokratie sowie zur Aufnahme engerer wirtschaftlicher Beziehungen unterzeichnet. Kurz danach wurde die Gründung einer Transatlantischen Wirtschaftspartnerschaft (1998) beschlossen, um Handelshemmnisse und Zölle abzubauen. Seit 2013 verhandeln die EU und die USA über ein Transatlantisches Freihandelsabkom- men ( TTIP ). Kritikerinnen und Kritiker aus EU-Ländern bemängeln, dass die Verhandlungen nicht transparent seien und befürchten u. a vermehrt instabile Arbeitsplätze und den Verlust europäischer Standards (z. B. bei der Lebensmittelqualität, im Verbraucherschutz, bei Arbeitnehmerrechten). Von 1975 an entwickelten sich intensive Handelsbezie- hungen zwischen der EU und der Volksrepublik China. China importiert in die EU mehr Gü- ter als irgendein anderes Land (v. a. Computer, Rundfunk- und Fernsehgeräte, Telefone). Die politischen Beziehungen zwi- schen der EU und China sind aber keineswegs problemlos, denn Menschrechtsverlet- zungen und Beschränkungen von Grundrechten (z. B. keine Informationsfreiheit im Inter- net), hohe Schadstoffemissi- onen und geringes Verständ- nis für den Klimaschutz oder Produktpiraterie von chine- sischer Seite sorgen immer wieder für Verstimmungen. P TTIP: Transatlantic Trade and Investment Partnership; geplantes Wirtschaftsabkom- men zwischen der EU und den USA; würde die weltweit größ- te Freihandelszone bilden Protest gegen TTIP und CETA von ca. 200.000 Menschen 2015 in Berlin (Deutschland), Foto › CETA, Comprehensive Eco- nomic and Trade Agreement, ist ein Wirtschafts- und Han- delsabkommen zwischen der EU und Kanada und seit 2017 durch Beschluss des Europä- ischen Parlaments vorläufig in Kraft. Kritikerinnen und Kri- tiker sehen CETA als Vorstufe von TTIP. Für ein vollständiges Inkrafttreten muss CETA noch von den nationalen Parlamen- ten der EU-Mitgliedsstaaten anerkannt werden. P Produktpiraterie: uner- laubtes Nachahmen und Kopieren von Waren und Mar- kennamen; Produktfälschun- gen; z. B. bei Sportschuhen, Handtaschen, DVDs, Medika- menten, Ersatzteilen bis hin zu ganzen Industrieanlagen A10 Analysiere die Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU, der USA und China anhand des Inputtextes. Erörtere Pro- und -Contra-Argumente für TTIP und nimm dabei auch auf mögliche Aussagen des Bildes (Protest gegen CETA) Bezug. (PUK) T1 Protest gegen das Inkrafttreten von CETA vor dem Parlament in Wien, Foto, 2017 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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