querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

102 Europäisierung Europa und die EU nach 1989 Das Ende des Kalten Krieges In den 1980er-Jahren wurde für die UdSSR und deren Bündnispartner zu- nehmend deutlich, dass sich ihre Wirtschaft nicht weiterentwickeln würde (Stagnation). Die Notwendigkeit einer Annäherung an den marktwirtschaftlich orientierten „Westen“ wurde den politischen Kräften des sog. „Ostblocks“ im- mer stärker bewusst. Eine ökonomische Annäherung war jedoch nicht möglich, ohne sich auch dem politischen System des jahrzehntelangen Gegners ge- genüber zu öffnen. Michail Gorbatschows Politik der Offenheit (Glasnost) und der Umbau des politischen Systems (Perestroika) in der Sowjetunion ab 1985 waren wesentliche Faktoren hin zum Ende des Kalten Krieges. Zwischen den zuvor strikt getrennten Ländern des Westens und des Ostens begann eine gegenseitige Öffnung und Annäherung. Die EU-Osterweiterung Nicht nur wirtschaftliche Faktoren, sondern auch eine lange historische und kulturelle Verbindung förderte auf beiden Seiten den Wunsch nach einer Aufnahme ehemaliger „Ostblockstaaten“ in die EU. In diesem Transformations- prozess kam es zur Grenzöffnung, zum Wechsel von der Planwirtschaft zur westlichen Marktwirtschaft und zur Einführung eines demokratischen po- litischen Systems. Als Voraussetzungen für eine EU-Aufnahme wurden die „Kopenhagener Kriterien“ festgelegt. Das sind politische Kriterien (stabile Institutionen als Garantie für Demokratie, Wahrung der Rechtsstaatlichkeit, der Menschenrechte und Minderheitenschutz), wirtschaftliche Voraussetzungen (funktionierende Marktwirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit am EU-Binnen- markt) und die Bereitschaft, die Rechtsvorschriften, Normen sowie die poli- tischen und wirtschaftlichen Ziele der EU im kompletten Umfang zu übernehmen. Infolge der Osterweiterung stieg die Zahl der EU-Mitgliedsländer von 15 (1995) auf 28 (Stand 2018) an. Derzeit umfasst der EU-Raum 500 Mill. Menschen. › Michail Gorbatschow, sowjetischer Politiker und von 1990 bis zur Auflösung der UdSSR 1991 Staatspräsident. Er wurde für seine Leistungen um die Demokratisierung der UdSSR und Osteuropas 1990 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. O Globalisierung, S. 79 Michail Gorbatschow, Foto, 1999 P Transformation: Übergang, Wechsel › Viele sahen in der EU- Osterweiterung ab 2004 eine Chance für wirtschaftlichen Aufschwung und Frieden in Europa, es gab jedoch auch Skepsis. Daher wurde eine siebenjährige Übergangsfrist eingeführt, in der die Möglich- keit, in EU-Ländern zu arbei- ten, für Angehörige der neuen Beitrittsländer eingeschränkt werden konnte. › Ein Großteil der ehe- maligen Sowjetrepubliken schloss sich 1991 zur Gemein- schaft Unabhängiger Staaten (GUS) zusammen. 2014 wurde die Eurasische Wirtschafts- union (EAWU) gegründet, um ähnlich wie in der EU eine enge wirtschaftspolitische Zusammenarbeit zu fördern. A6 Arbeite mithilfe des Inputtextes und der Karte die Gründe und den Verlauf der EU-Osterweiterung heraus. Erörtere die EU-Beitrittskriterien in ihrer Bedeutung. (HMK, PHK) M4 P OR T U G A L T A L N S C H W D N F N N L A N D S P A N I E N FRANKREICH DEU TSCH- L AND P O L E N TS CHECHISCHE RE PUBLIK GRIE C HEN- L AND IRLAND LU D ÄNE- MARK UNGARN RUMÄNIEN SLOWAKEI ZYPERN SI VEREINIGTES KÖNIGREICH S TL AND LETTL AND LITAUEN NL Ö S TERREIC H MALTA BULGARIEN HR BE = Belgien HR = Kroatien LU = Luxemburg NL = Niederlande SI = Slowenien I I E E E I A N D BE E HR = Kroatien LU = Luxe burg NL = Niederlande SI = Slowenien 1952 1973 1981 1986 1990 1995 2004 2007 2013 Juni 2016 mehrheitliches Referendum für EU-Austritt, seither Verhandlungen dazu Maßstab 1:52 000 000 0 520 1040 km 1952 1973 1981 1986 1990 19 5 2004 2007 2013 Juni 2016 mehrheitliches Ref re um für EU-Austritt, seither Verhandlungen dazu Maßstab 1:52 000 000 0 520 1040 km BE = Belgien HR = Kroatien LU = Luxemburg NL = Niederlande SL = Slowenien Verlauf der EU-Osterweiterung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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