querdenken - Geschichte und Politische Bildung 4, Schulbuch

10 Demokratie Zerfall der Demokratie Die nach der ersten Nationalratswahl 1919 gebildete große Koalition zwischen der Sozi- aldemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und der Christlichsozialen Partei (CS) hielt nur bis zum Oktober 1920. Sie zerbrach an den starken Inte- ressensgegensätzen der beiden Parteien. Danach standen sich das bürgerliche und das sozial- demokratische Lager nur noch feindlich gegen- über. Die Sozialde- mokratie, die sich als Vertreterin der Arbeiterinnen und Arbeiter sah, lehnte die Politik der bür- gerlichen Regierung ab. Umgekehrt versuchten die Christlichsozialen durch politische Bündnisse (z. B. mit der Großdeutschen Volkspartei, dem Landbund) den Aufstieg des Sozialismus zu verhindern und wollten einen Ständestaat errichten. › Im 20. Jh. prägten „politische Lager“ lange Zeit hindurch die österreichische Gesellschaft. Diese beein- flussten in vielen Bereichen auch den gesellschaftlichen Alltag. So waren auch Jugend- und Sportvereine (Union, ASKÖ, ÖTB) nach politischen Gruppierungen ausgerichtet. Heute haben die politischen Lager im Alltag an Bedeutung verloren. Aufmarsch der Heimwehr in Wiener Neustadt, Foto, 1928 Aufmarsch des Schutzbundes in Eisenstadt, Foto, 1932 P Ständestaat: Vorstellung eines nach Berufsgruppen (Ständen) organisierten Staates an Stelle eines demokratisch gewählten Parlaments Wahlplakate für die Nationalratswahl 1923 A3 Ermittle den Anlass sowie die unterschiedlichen wahlwerbenden Parteien aus den Wahlplakaten. Nimm Stellung zu den Argumenten und Feindbildern, anhand derer die jeweils gegnerische Partei bewertet wird. (HMK) M12 Radikalisierung in der Ersten Republik Die politische Auseinandersetzung und die Sprache wurden immer radikaler, was eine Zusammenarbeit der beiden Parteien zunehmend erschwerte. Der politische Kampf verlagerte sich immer öfter auf die Straße. Dafür waren die von den Parteien gegründeten bewaffneten Wehrverbände mitverantwortlich. Der Republikanische Schutzbund war eine Parteiorganisation der SDAP, die Heimwehr und die Frontkämpfervereinigung standen dem bürgerlichen Lager nahe. Regelmäßig marschierten die bewaffneten Verbände gegeneinander auf, um ihre Stärke zu zeigen. Die Verbände griffen zu einem großen Teil auf Waffen und Munition aus dem Ersten Weltkrieg zurück, die meist noch in Verstecken lagerten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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