querdenken - Geschichte und Politische Bildung 3, Schulbuch

96 Konflikte Bauernkriege Das Leben der Bauern Das mittelalterliche Feudalsystem bedeutete für den größten Teil der Bevöl- kerung, die Bäuerinnen und Bauern, eine große Abhängigkeit von den Grund- herren. Im späten Mittelalter wurden von ihnen immer mehr Abgaben ver- langt, sodass ihnen kaum etwas zum Leben blieb. Widerstand gegen die Grundherren Zwischen dem 14. und 17. Jh. lehnte sich die Bauernschaft in vielen europä- ischen Ländern gegen die Unterdrückung durch die Grundherren auf. Im süddeutschen Raum kam es 1524–1526 zu mehreren Aufständen, unter ande- rem im Gebiet des heutigen Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Diese Konflikte werden als Deutscher Bauernkrieg bezeichnet. Die Bäuerinnen und Bauern schlossen sich in Bünden zusammen und plün- derten viele Burgen, Schlösser und Klöster der Grundherren. Manche Grund- herren wurden gefoltert und hingerichtet. Die Forderungen der Bauernschaft deckten sich zum Teil mit den Ideen der Reformation. Im März 1525 erstellten einige Bauern in Memmingen (Bayern) eine Forde- rungsliste, die „Zwölf Artikel“. Verlangt wurden unter anderem die Abschaf- fung der Leibeigenschaft, eine Verringerung der Frondienste sowie das Recht zu jagen und zu fischen. Die Bauernschaft sah sich in ihrem Kampf durch die Lehren von Martin Luther bestätigt und hoffte auf seine Unterstützung. Doch dieser verurteilte jede Gewaltanwendung. › Die Bauern verwendeten Fahnen, die ihre Forderungen symbolisierten. Luther soll der Legende nach die Fahnen „Evangelium“, „Wahrheit“ und „Freiheit“ gestohlen haben. Historische Quellen gibt es dazu aber nicht. Die von Luther angeblich gestohlene Fahne „Freiheit“, Buchmalerei, 1522 › Der Tiroler Michael Gais- mair forderte 1525 im Tiroler Landtag u. a. die Erstellung eines Gesetzbuches, das für alle gelten sollte. Darin sollten weniger Privilegien für den Adel und die Beendi- gung der weltlichen Macht der Kirche festgeschrieben werden. Gaismair wurde kurz darauf festgenommen. Er konnte zwar zunächst fliehen, wurde aber schließlich gefangen genommen und ermordet. A1 Arbeite die Kernaussage des Textes heraus. Erkläre den Begriff Kausalität am Beispiel der Bauernkriege. (HMK, HSK) M7 An den Gewalttaten der Bauern sieht man, dass erlogen war, was sie im Namen der Bibel fordern. Sie richten Aufruhr an, rauben und plündern Klöster und Schlösser, womit sie, wie die öffentlichen Straßenräuber und Mörder, allein wohl zweifältig den Tod an Leib und Seele verschulden […] Es hilft auch den Bauern nicht, dass sie vorgeben, alle Dinge seien frei und gemein erschaf- fen und dass wir alle gleich getauft sind […] Denn die Taufe macht nicht Leib und Gut frei, sondern die Seelen. Luther, Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, 1525 (bearbeitet) Die Aufstände wurden bald niedergeschlagen, die Forderungen blieben groß- teils unerfüllt. Es wird angenommen, dass rund 70.000–75.000 Bäuerinnen und Bauern im Zuge der Kämpfe starben. Das führte dazu, dass die Bauernschaft lange keine Aufstände mehr wagte. BASISKONZEPT – KAUSALITÄT Historische bzw. politische Ereignisse werden durch bestimmte Ursachen aus- gelöst und ziehen immer Folgen nach sich. Es kann Neues entstehen, überholte Verhältnisse können sich ändern, aber es können auch rückschrittliche Kräfte mobilisiert werden. Man spricht von einem Ursache-Wirkungs-Prinzip. Meistens gibt es aber nicht nur eine Ursache bzw. eine Folge, sondern mehrere Faktoren, die zu einem bestimmten Ergebnis führen. Kausalität geht in eine bestimmte Wirkungsrichtung, d.h. Auswirkungen gibt es nur in der Zukunft, die Vergangen- heit kann sich nicht mehr ändern. Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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