querdenken - Geschichte und Politische Bildung 3, Schulbuch
69 Identitäten Fremdbild – So sehen mich die anderen Unter Fremdbild versteht man Wahrnehmungen, Gefühle und Bewertungen, die man gegenüber anderen Personen oder Gesellschaften hat. Diese werden automatisch mit früheren Erfahrungen verknüpft. Du hast also ein Bild von anderen Menschen oder anderen Gesellschaften. Andere Menschen haben ein Bild von dir oder deiner (Herkunfts-)Gesellschaft. Beides wird als Fremdbild bezeichnet. Fremdbild und Selbstbild unterscheiden sich immer voneinander. Das Bild, das andere von jemandem haben, beschreibt die Erwartungshaltung an diese Person bzw. Gesellschaft. Durch den Vergleich mit Fremdbildern kann das Selbstbild angepasst werden. Positive, anerkennende Fremdbilder stärken das Selbstbewusstsein. Negative Fremdbilder schwächen es. › Einer Studie des Maut- hausen Komitees Österreich (2017) zufolge schätzen sich die Österreicherinnen und Österreicher selbst als sehr tolerant ein (Selbstbild). Die anderen Österreicherinnen und Österreicher halten sie jedoch für eher intolerant (Fremdbild). Die Bevölkerung zeigt eine hohe Toleranz gegenüber Menschen mit anderer ethnischer Herkunft und Hautfarbe sowie in Bezug auf die sexuelle Orientierung. Wenig tolerant sind die Öster- reicherinnen und Österreicher im Bereich Religion. Frauen und junge Menschen sind eher tolerant als Männer. Im Vergleich zu früheren Studien ist eine geringfügige Ver- schlechterung der Toleranz- werte feststellbar. › Personen oder Personen- gruppen werden meist unbewusst bestimmte Eigen- schaften zugeordnet. Diese Zuschreibungen bezeichnet man als Stereotype oder Klischees. Daraus können Vorurteile entstehen. Diese können positiv oder negativ sein. Ein bewusster Umgang mit Wahrnehmungen von- einander spielt daher in Gruppen eine große Rolle. n86du9 Vorurteile und Stereotype BASISKONZEPT – PERSPEKTIVE Historisches und politisches Geschehen wird immer von bestimmten Stand- punkten und Blickwinkeln aus betrachtet. Diese Perspektiven sind beispiels- weise durch Herkunft, Religion sowie durch politische oder gesellschaftliche Hintergründe beeinflusst. Um nicht ein verfälschtes Bild historischer oder politischer Entwicklungen zu erhalten, ist es demnach wichtig, unterschiedliche Ansichten und Perspektiven zu erkennen und zu berücksichtigen. Außerdem muss man bedenken, dass Darstellungen der Vergangenheit immer aus der jeweiligen Zeit, also rückblickend, erfolgen. Ein Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten zu behandeln, hilft einseitige oder verzerrende Darstellungen zu vermeiden. Stephan Barth, Vorurteile, Karikatur A2 Arbeitet in Zweierteams. Nennt jeweils zwei Begriffe, die die jeweils andere Person kennzeichnen. Vergleicht eure Ergebnisse mit dem Selbstbild eurer Partnerin bzw. eures Partners. Analysiere die Karikatur Schritt für Schritt. Formuliert unter Einbeziehung des Basiskonzepts „Perspektive“ zumindest eine mögliche Begründung für die unterschiedlichen Wahr- nehmungen. (PSK, PUK) M10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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