querdenken - Geschichte und Politische Bildung 3, Schulbuch
110 Konflikte Friedensverträge von 1919/20 Die Pariser Vororteverträge Mit den 1919 und 1920 in einigen Vororten von Paris abgehaltenen Friedens- konferenzen sollte eine neue internationale Ordnung geschaffen werden. Die Besiegten des Ersten Weltkriegs waren von den Friedensverhandlungen ausgeschlossen. Die Siegermächte (Frankreich, Großbritannien, Italien, USA) bestimmten alleine über die Bedingungen. Vertrag von Versailles mit dem Deutschen Reich • Gebietsabtretungen (z. B. Kolonien, Elsass-Lothringen) • Abrüstung auf ein Berufsheer von 100.000 Soldaten und Aus- lieferung des Kriegsmaterials • hohe Reparationszahlungen • Anerkennung der Unabhängig- keit Österreichs Vertrag von St. Germain mit Österreich • Gebietsabtretungen (z. B. Südtirol, Istrien, Triest, Kanaltal, Teile Kärntens und der Steiermark) • Abrüstung auf ein Berufsheer von 30.000 Soldaten • Anerkennung der Selbstständigkeit der Nachfolgestaaten der Monarchie • Verbot des Anschlusses an Deutschland Folgen der Friedensverträge Die Grenzen in Europa wurden neu gezogen, viele Nationen wurden unabhän- gig (z. B. Ungarn und Polen). Eine langfristige Lösung der Minderheiten- bzw. Nationalitätenproblematik gab es jedoch nicht. Daraus entstanden neue Konflikte. Durch den Friedensvertrag von St. Germain kamen beispielsweise das hauptsächlich italienischsprachige Weltschtirol (Trentino) und das haupt- sächlich deutschsprachige Südtirol an Italien. Erst in der 2. Hälfte des 20. Jh. konnten in Südtirol Regelungen zur Autonomie (Selbstständigkeit) verhandelt werden, die heute weitgehend akzeptiert sind. › Grundlage für die Friedensverhandlungen bildete das so genannte 14-Punkte-Programm des amerikanischen Präsidenten Wilson. Darin wurden u. a. die Selbstbestimmung und wirt- schaftliche Unabhängigkeit der Völker Österreich-Ungarns, die Abrüstung und die Grün- dung eines Völkerbundes gefordert. Die Forderungen wurden jedoch nicht voll- ständig umgesetzt. P Reparationszahlungen: Entschädigungsleistungen für Kriegsschäden › Weitere Vororteverträge: Vertrag von Neuilly-sur-Seine mit dem Königreich Bulgarien (1919), Vertrag von Trianon mit Ungarn (1920), Vertrag von Sèvres mit dem Osmanischen Reich (1920) › Auch nach den Vororte- verträgen änderten sich noch Staatsgebiete und -bezeich- nungen. › Deutschland und seinen Verbündeten wurde die alleinige Schuld am Krieg zugewiesen. Die Bevölkerung fühlte sich aufgrund der auf- gezwungenen Friedensverträ- ge ungerecht behandelt. Dies war einer der Gründe, der zum Erstarken des Nationalismus bzw. Nationalsozialismus und in der Folge zum Zweiten Weltkrieg führte. Staatengrenzen vor und nach dem Ersten Weltkrieg A17 Arbeite die Veränderungen der Staatenwelt heraus. Vergleiche die Regelungen der Pariser Vororteverträge mit jenen des Wiener Kongresses (S. 101). Diskutiert über die Folgen der Zuweisung der alleinigen Kriegsschuld an Deutschland im Vertrag von Versailles. (PUK) T1 IRISCHER FREIST AAT Großbritannien und Irland GROSSBRITANNIEN UNDNORDIRLAND Korsika Sardinien Sizilien SPANIEN PORTUGAL FRANKREICH SCHWEIZ BELIGIEN NIEDER- LANDE DÄNEMARK NORWEGEN SCHWEDEN FINNLAND ESTLAND LETTLAND LITAUEN Österreich - Ungarn ÖSTER REICH UNGARN BULGARIEN RUMÄNIEN GRIECHENLAND ALBANIEN Montenegr o Serbien S.H.S Zypern Kret Malta T Ü R K E I Armenien PER SIEN R u s s i s c h e s R e i c h S O W J E T U N I O N LUX. SYRIEN IRAK Dodekanes ital. O s a n i c h e R e i c h R u m ä n i e n B a l e a r e n J U G O S L A W E N T S C H E C H O L O W A K E D E U T S C H E S R E C H - a - m s s i e n I S I I I T A L I E N P O L E N 0 400 800 1200 km Staaten von 1914 in Flächenfarben Staatsgrenze/STAATSBEZEICHNUNG ab 1925 0 400 800 1200 km Staaten von 1914 in Flächenfarben Staatsgrenze/STAATSBEZEICHNUNG ab 1925 Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv
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