querdenken - Geschichte und Politische Bildung 2, Schulbuch

154 Religionen Polytheismus – Glaube an viele Götter Religion – Ursprung und Bedeutung Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Religion ist nicht ganz geklärt. Das deutsche Wort „Religion“ stammt vom lateinischen „religio“ ab, es bedeutet „Gottesfurcht“ oder „Frömmigkeit“. Es gibt Quellen, die die Wortwurzel von Religion in dem lateinischen Wort „relegere“ sehen, was so viel heißt wie „etwas sorgfältig und gewissenhaft beachten“. Eine weitere Bedeutung leitet sich vom Wort „religare“ ab („anbinden“ oder „abhängig machen“). Dies ver- weist auf die Vorstellung, dass die Menschen durch Religion in eine enge Verbindung zu einem höheren Wesen treten. Natur als Religionsbasis Anhand von Quellen können wir nachvollziehen, dass sich Menschen zu allen Zeiten an übersinnliche, göttliche Wesen gewandt haben. Sie erhofften Beistand von den Göttern. Für die Menschen war es schwierig, für die täg- lichen Bedürfnisse zu sorgen. Symbole des Lebenswillens bzw. der Fruchtbarkeit waren weibliche Gottheiten, die oft übertrieben darge- stellt wurden, wie z. B. die Venus von Willendorf, die du bereits im Kapitel „Die Steinzeiten“ kennenge- lernt hast. Vor etwa 35.000 Jahren entstanden Fels- zeichnungen, die vermutlich in Zusammenhang mit religiösen Riten standen. P Venus von Laussel: auch Venus mit Horn genannt, ist ca. 25.000 Jahre alt; es handelt sich bei dieser Figur um ein Relief (ein plastisches Kunst- werk, das aus einer Fläche herausgearbeitet wird) P Ritual/Riten: Bräuche, Zeremonien Höhlenmalerei in der Grotte Trois-Frères, Südfrankreich; stellt vermutlich eine Tiergottheit oder einen Schamanen dar, 15 000– 10 000 v. Chr. Gottheit Mami Wata, afrikanischer Wassergeist, Zeichnung, 1880 Venus von Laussel , Altsteinzeit, Musée d’Aquitaine (Frankreich) Artemis von Ephesos, 2. Jh. n. Chr. (Ephesos, Türkei) A1 Beschreibe beide Frauendarstellungen. Arbeite Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Venus von Laussel und der Artemis von Ephesos heraus. (HMK) Der Vielgottglaube (Polytheismus) unterscheidet sich vom Eingottglauben nicht nur durch die Anzahl der Gottheiten, sondern auch durch die Sichtweise, sich nicht nur einem Gott verpflichtet zu fühlen. In der Frühzeit waren Gott- heiten geschlechtslose, unpersönliche Mächte, die die Gesetze der Natur re- spektieren. In den Hochkulturen und in der Antike dienten sie dem Erhalt und der Ordnung des Universums. Das Wort „Theos“ (Gott) geht auf „theoi“ zurück und hat die Bedeutung „Ordner“. Diese Götter waren also nicht allmächtig. Sie unterlagen vielmehr einem gewissen Schicksal. Auch heute gibt es noch polytheistische Religionen, in denen lokale Gottheiten mit Elementen anderer Religionen vermischt werden (z. B. in Afrika, Australien oder Japan). Dabei kann die Natur in Form der Sonne, des Mondes, der Seele, aber auch der Pflanzen- und Tierwelt von großer Bedeutung sein. T2 A2 Ermittle jene Elemente aus der Darstellung der Mami Wata, in denen die Naturverehrung als zentrales Element erkennbar ist. Recherchiere im Internet Organisationen, die sich heute für den Schutz der Natur einsetzen. Beurteile die Argumente für ihren Einsatz für Natur und Umwelt. (HMK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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