querdenken - Geschichte und Politische Bildung 2, Schulbuch

148 Menschenrechte Ausbeutung im Industriezeitalter Der Großteil der Bevölkerung im 19. Jh. musste viel und sehr hart arbeiten, um zu überleben. Die meisten Menschen hatten nur wenig Freizeit. Regelmäßige Urlaube und die Beschränkung der täglichen bzw. wöchentlichen Arbeitszeit wurden erst im 20. Jahrhundert eingeführt. Es gab noch keine Verteilung von staatlichen Mitteln, wie wir sie in unserem heutigen Sozialstaat kennen. So ermöglicht unser modernes sozialstaatliches Pensionssystem beispielsweise Umverteilungen: Arbeitende Menschen bezah- len die Pensionen für alle Personen im Staat. Vor der Einführung dieses Sozialsystems war jeder Mensch auf sich gestellt und es gab keine Sicherheit für Bedürftige (z. B. Alte und Kranke). Erst Ende des 19. Jh. wurde eine Kranken- und Unfallversicherung eingeführt. Außerdem wurden im 18. Jh. neue Arbeitsformen entwickelt: Durch die Gründung von Fabriken veränderten sich die Arbeitsbedingungen massiv. Die Fabrikbesitzer versuchten so viel Gewinn wie möglich zu machen und kümmerten sich nur wenig um die Arbeitsbedingungen. Die Arbeitstage dauerten oftmals bis zu 16 Stunden. Sicherheits- vorschriften gab es so gut wie keine. Kinder hatten auch schon in früheren Zeiten arbei- ten müssen, insbesondere auf Bauernhöfen und im Bergbau. Die Arbeit in den modernen Fabriken war für Kinder jedoch besonders gefährlich. › Nicht in allen Staaten der Welt gibt es heute einen Sozialstaat. In vielen Staa- ten der sogenannten Dritten Welt ist ein Großteil der Bevölkerung weder kranken- noch unfallversichert. › 1859 wurde in Österreich die Beschäftigung von Kin- dern unter zehn Jahren in größeren Betrieben verboten, bis zum Alter von 14 Jahren galt eine Maximalarbeitszeit von zehn Stunden am Tag, Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren durften maximal zwölf Stunden am Tag arbeiten. O Gesetze, Regeln, Werte, S. 64–65 A9 Beschreibe die auf dem Foto dargestellten Arbeitsbedingungen so ge- nau wie möglich. Ermittle mögliche Gefahren für die Kinder. Bewerte die Bedeutung des heutigen Verbots dieser Form von Kinder- arbeit in Österreich. (HMK, HOK) Kinderarbeit in der Textilindustrie, Foto, 1909 (USA) Kinder wurden gerne beschäftigt, weil ihnen weniger Lohn gezahlt werden musste als Erwachsenen. Kinder und ihre Arbeit wurden damit zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Umgekehrt war das Einkommen von Kindern für viele Arbeiterfamilien wichtig, um lebensnotwendige Ausgaben wie Miete und Nahrung bezahlen zu können. BASISKONZEPT – VERTEILUNG Für ein friedliches Zusammenleben ist die Versorgung aller Menschen in einer Gesellschaft sehr wichtig. Einer großen Menge an menschlichen Bedürfnissen stehen begrenzte Mittel (Nahrungsmittel, Wohnraum, Bodenschätze etc.) ge- genüber. Die Verteilung dieser Güter regelt einerseits der Staat, andererseits der freie Markt. Grundlage für diese Regelungen sind oft politische Entscheidungen. Diese berücksichtigen beispielsweise die wirtschaftliche Entwicklung. In Sozial- staaten, wie in Österreich, wird versucht, die Mitglieder der Gesellschaft so zu versorgen, dass sie ihre Grundbedürfnisse abdecken können. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum e des Verlags öbv

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