querdenken - Geschichte und Politische Bildung 2, Schulbuch
108 Mittelalter Das Klosterleben im Mittelalter Das Leben der Menschen im Mittelalter war stark vom christlichen Glauben bestimmt. An der Verbreitung des Christentums hatten die Klöster einen entscheidenden Anteil. Die Menschen suchten Hilfe und Trost in der Religion bei Hungersnöten, Tod und Krankheit. Regelmäßige Gottesdienste, die Ertei- lung der Sakramente sowie die Seelsorge waren wichtige Tätigkeiten des Klerus . Die Klöster hatten neben ihren religiösen Aufgaben auch eine wichtige wirtschaftliche und kulturelle Funktion. In den zahlreichen Männer- und Frauenklöstern wurden Wissenschaft, Technik und Landwirtschaft weiterent- wickelt und gefördert. Die meisten Nonnen und Mönche konnten im Unterschied zum Großteil der mittelalterlichen Bevölkerung lesen und schreiben. In den Skriptorien (Schreib- stuben) schrieben sie Bücher ab oder verfassten selbst welche. Diese sind heute wichtige Geschichtsquellen. Die Weitergabe von Bildung erfolgte in den Klosterschulen. Im Auftrag von Klöstern und Kirchen wurden bedeutende Kunstwerke geschaffen. Viele Klosteranlagen waren auch für die medizinische Ver- sorgung wichtig. Diese lag in den Händen von Nonnen und Mönchen. Klöster hatten u. a. eigene Krankenpflegezimmer und Gärten mit Heilkräutern. Eine berühmte Vertreterin der Klostermedizin ist Hilde- gard von Bingen (1098–1179), Gründerin und Vorsteherin (Äbtissin) eines Benediktine- rinnenklosters. Kartäuserkloster Gaming (gegründet 1330), Gemälde, ca. 1740 (Gaming, Niederösterreich) Hildegard von Bingen am Schreibpult, ca. 1410, Biblioteca Statale di Lucca (Lucca, Italien) P Zölibat: Verzicht auf die Ehe aus religiösen Gründen P Sakramente: Weihe- handlungen im christlichen Glauben, die die Verbindung zu Gott betonen (z. B. Taufe, Abendmahl) P Seelsorge: Unterstützung eines Menschen bei Lebens- krisen durch Geistliche P Klerus: Stand der Geist- lichen Heilkräutergarten, Französische Buchmalerei, 15. Jh. A12 Formuliere drei Fragen, die du im Zusammenhang mit dem Bild zur medizinischen Versorgung im Mittelalter hast. Nimm Stellung zur Bedeutung von Heilkräutern in der heutigen Welt. (HFK) M1 Vorbilder für das religiöse Leben In vielen Klöstern lebten Mönche nach der Regel des Benedikt von Nursia (um 480–547), die auch eine berühmt gewordene Aufforderung enthält: „Bete und arbeite.“ Die Mönche sollten in Armut, gehorsam und unverheiratet ( Zölibat ) leben. Franz von Assisi (1181–1226) versuchte in Armut und Gewaltlosigkeit das Leben Jesu Christi nachzuleben. Seine Idealvorstellung spiegelt sich in folgender Quelle wider: Die Brüder dürfen sich nichts aneignen, kein Haus, kein Grundstück, nichts. Sie gehen wie fremde Pilger […] arme und demütige Diener des Herrn, durch diese Welt und betteln voll Vertrauen um Almosen […]. Aus den Regeln des Franziskanerordens, 1223 M7 A13 Interpretiere anhand der Quelle die Grundsätze des Lebens als Mönch im Orden der Franziskaner. (HMK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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