Ex libris Latein-Grammatiküberblick

63 Stilfiguren Stilfiguren sollen vor allem in Reden, bei emotionalen Aussagen, aber auch in der Schriftsprache die Bedeutung des Gesagten unterstreichen, um die Zuhörer und Zuhörerinnen zusätzlich zu beeinflussen oder zu überzeugen. Bezeichnung Beschreibung/Funktion Beispiele Alliteration (Stabreim) Mehrere Wörter (meist) unmittelbar hintereinander begin- nen mit dem gleichen Laut. Die Aufmerksamkeit wird auf eine Passage des Textes gelenkt. bei W ind und W etter Anapher Mehrere Sätze oder Satzglieder hintereinander beginnen mit demselben Wort, das dadurch stark betont wird. Ich räume hier auf, ich koche, ich wasche – und du tust nichts. Antithese Gegensätze werden einander gegen- übergestellt. Wasser predigen und Wein trinken. Vita brevis, ars longa. – Das Leben ist kurz, die Kunst lang. Asyndeton Fehlen von Bindeworten Clara, Lea, Philippus – Clara, Lea und Philipp Chiasmus Kreuzstellung, vom griechischen Buchstaben X – „Chi“ abgeleitet. Man erkennt ihn in einem Text, indem man auf das Muster a-b-b-a achtet. So wurde Catilina beschrieben: satis eloquentiae, sapientiae parum – genug an Redegewandtheit, an Weisheit zu wenig satis eloquentiae sapientiae parum Geminatio Sie betont einen Begriff durch Verdoppelung. Du, du hast das getan! Hendiadyoin Ein Sachverhalt wird durch zwei Begriffe ähnlicher Bedeu- tung beschrieben und so betont. metus et timor – große Angst Hyperbaton (Sperrung, Traiectio) Zwei Wörter, die in Kasus, Numerus und Genus übereingestimmt sind (Königsregel!), sind durch ein oder mehrere dazwischengestellte Wörter getrennt. Dadurch wird das erste Wort betont. magna mulierum turba – eine große Schar von Frauen Klimax Mit (meist) dreigliedrigem steigernden Aufbau werden Dynamik, Eindringlich- keit der Rede verstärkt. Pro patria, pro libertate, pro vita! (Sallust) – Für Heimat, Freiheit und Leben! Das wirft uns Wochen, Monate, Jahre zurück! Litotes Die Verneinung des Gegenteils verstärkt eine Aussage. Das ist kein schlechter Gedanke. Me visitabis non sine candida puella. – Du wirst mich nicht ohne ein schönes Mädchen besuchen. 1 Du wirst mich (ganz sicher) mit einem schönen Mädchen besuchen. Metapher Übertragung eines Wortes in einen anderen Bereich Spirante etiam re publica – Der Staat „atmete“ (= existierte) noch (Cicero, Pro Sestio 53) Metonymie Zwei eng miteinander in Verbindung gebrachte Begriffe werden aus- getauscht. audacia sese iactabit – Die Frechheit (= der freche Catilina) wird sich brüsten (Cicero über Catilina I.1,1) os – Sprache ferrum – Schwert Parallelismus Wiederholung derselben Wortabfolge / Satzstruktur zur Betonung oder Hervorhebung von Gegensätzen quod rogat illa, timet, quod non rogat, optat – Um was jene bittet, das fürchtet sie, um was sie nicht bittet, das wünscht sie (Ovid, Ars amat. I, 485) Pars pro toto Ein Teil wird statt des Ganzen genannt. tectum ( Dach ) statt Haus Pleonasmus Eine Verstärkung, die an sich überflüssig wäre, betont den Sachverhalt. ein weißer Schimmel Polyptoton Wiederholung eines Wortes in veränder- ter Form (z. B. anderer Kasus) Me diligit ut iuvenis iuvenem. – Er schätzt mich wie ein junger Mann den anderen. Polysyndeton Häufung von Bindeworten zur Betonung der Menge des Aufgezählten Clara et Lea et Philippus – Clara, Lea und Philipp Rhetorische Frage Auf diese Frage erwartet man keine Antwort: Sie dient meist als Ausdruck der Empörung. Glaubst du, ich merke das nicht?! Trikolon Dreigliedriger Aufbau verstärkt Dynamik und Eindringlichkeit des Gesagten/Geschriebenen; oft mit der Klimax kombiniert. Veni, vidi, vici. – Ich kam, sah und siegte. (Caesar) S Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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