Ex libris Latein-Lektüre, Trainingsband

56 Liebe, Lust und Leidenschaft Der Dichter Tibull beschreibt in einer seiner Elegien das Goldene Zeitalter: Quam bene Saturno a vivebant b rege, priusquam  tellus in 1 longas est patefacta 1 vias 2 ! Nondum caeruleas pinus 3 contempserat 4 undas  effusum 5 ventis praebueratque sinum 5 , nec vagus ignotis repetens 6 conpendia 7 terris  presserat externā navita merce ratem. Illo non validus subiit iuga tempore taurus,  non domito frenos 8 ore momordit equus, non domus ulla fores habuit, non fixus 9 in agris,  qui regeret 10 certis finibus arva, lapis. Ipsae mella dabant quercus, ultroque 11 ferebant  obvia securis 12 ubera lactis oves. Non acies, non ira fuit, non bella, nec ensem 13  inmiti saevus duxerat 13 arte faber 14 . Nunc Iove sub domino caedes 15 et vulnera semper,  nunc mare, nunc leti mille repente viae. Tibull, Elegiae 1,3,35–50 Versmaß: elegisches Distichon 2 4 6 8 10 12 14 16  1 patefácere 3M (+ in): erschließen (für)  2 via , -ae f .: hier : Weg  3 pinus , -i f .: Schiff  4 contémnere 3 , -tempsi: hier : die Furcht vor etwas verlieren  5 effusus (-i) sinus (-us m .): aufgeblähtes Segel  6 repétere 3 : herbeiholen  7 conpendium , -i n .: Gewinn  8 freni , -orum m . Pl .: Zügel  9 ergänze: est; fígere 3 , fixi, fixum: hier : eingraben 10 régere 3 : hier : abstecken 11 ultro ( Adv .): freiwillig 12 securi , -orum m . Pl .: sorglose Menschen 13 ensem dúcere 3 : ein Schwert schmieden 14 faber , fabri m .: Schmied 15 ergänze : sunt a Saturnus , -i m .: Saturn ( lateinischer Saatgott; mit Kronos gleichgesetzt, daher Vater Jupiters ) b Gemeint sind die Menschen. Das Goldene Zeitalter Die römische Liebeselegie Tibull zählt neben Ovid, Properz und Gallus zu den vier römischen Elegikern . Bei der Elegie handelt es sich um eine genuin römische Gattung , die Cornelius Gallus mit vier Elegie-Büchern auf seine Geliebte Lycoris begründete. Drei Merkmale charakterisieren die römische Liebeselegie: • foedus aeternum : Es geht dabei um kein kurzfristiges erotisches Abenteuer, sondern um „wahre Liebe“ . Das lyrische Ich strebt mit seiner Geliebten ein eheähnliches Verhältnis an. • militia amoris : Die Tätigkeit des Umwerbens der Geliebten wird vom Dichter als Beruf dargestellt . Die Eroberung stellt eine Art Kriegsdienst dar, weshalb häufig militärische Vergleiche auftauchen. • servitium amoris : Das lyrische Ich unterwirft sich seiner Geliebten, obwohl es gesellschaftlich zumeist höher steht als die häufig aus der Freigelassenenschicht stammenden Frauen. Themenmodul: L4 Liebe, Lust und Leidenschaft (7. Kl. Sommer) L6 Eros und Amor (6. Kl. Winter) Arbeitsaufgaben 1. Gliedere den folgenden Satz in Hauptsatz (HS), Gliedsätze (GS) und satzwertige Konstruktionen (sK) und zitiere die jeweilige lateinische Passage in der rechten Tabellenspalte. Quam bene Saturno vivebant rege, priusquam tellus in longas est patefacta vias! (Z. 1–2) HS/GS/sK lateinisches Texzitat Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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