Ex libris Latein-Lektüre, Trainingsband

Catos Rede brachte erneut den Umschwung. Der Konsul Cicero schloss sich in seiner Rede dem Antrag Catos an. Der Senat stimmte letztlich für die Hinrichtung der Verschwörer , die gleich nach der Senatssitzung auf Ciceros Befehl stattfand: Die Catilinarier wurden im Staatsgefängnis, dem Carcer Tullianus , erdrosselt. Eine berühmte Episode aus dem Leben von Catos gleichnamigen Urgroßvater: Als im Senat über den dritten Punischen Krieg verhandelt wurde, stellte der schon greise Cato den Antrag auf Zerstörung Karthagos und behauptete, der Staat könne nicht gerettet werden, solange es Karthago gebe. Da er aber dazu die Senatoren, zumal ihm noch Scipio Nasica widersprach, nicht leicht überredete, fügte er immer, sooft er im Senat über irgendetwas seine Meinung sagte, hinzu: „Ich beantrage dies, und dass Karthago zerstört werden muss.“ Schließlich brachte er eine Feige in den Senat und holte sie unter der ausgebreiteten Toga hervor. Als die Senatoren deren Schönheit bewunderten, fragte Cato sie, wann sie glaubten, dass sie gepflückt worden sei. Als sie versicherten, dass ihnen die Feige frisch erschiene, sagte er: „Wisset, dass sie vor zwei Tagen in Karthago ge- pflückt worden ist. So nahe sind wir dem Feind.“ Dies änderte den Sinn der Senatoren und den Karthagern wurde der Krieg erklärt. Lhomond, De viris illustribus: Cato (Übersetzung: Elias Ledermann) Vergleichstext I Nach Caesars Sieg im Bürgerkrieg zeigt Cato auch im Angesicht des eigenen Todes eine unbeugsame Einstellung: Seinem Sohn aber trug Cato auf zu Caesar zu gehen. Auf die Frage des Burschen, warum er dies nicht selbst tue, antwortete er ihm: „Da ich in Unabhängigkeit und Redefreiheit aufgewachsen bin, kann ich im Alter unmöglich im Tausch auf Sklaverei umlernen. Du aber, der du in einer solchen Lage geboren und aufgezogen wurdest, sollst das dir zuteil gewordene Schicksal annehmen.“ Nachdem er das getan hatte, legte er bei den Einwohnern von Utica Rechenschaft über seine Statthalterschaft ab, schenkte ihnen das übrige Geld und anderes, soviel er davon besaß, und wollte vor Caesars Ankunft aus dem Leben scheiden. Als es Abend wurde, legte er heimlich ein Kurzschwert unter sein Kopfkissen und bat um Platons Buch, das dieser über die Seele geschrieben hatte 1 , sei es, dass er sich fern vom Verdacht, etwas Derartiges zu planen, bemühte die Anwesenden fortzuschicken, um möglichst wenig bewacht zu werden, sei es, dass er durch dessen Lektüre Trost in Hinblick auf den Tod erhalten wollte. Cato, der von all seinen Zeitgenossen in höchstem Maße republikanisch gesinnt und von unbeugsamster Einstellung war, erwarb sich großen Ruhm gerade durch seinen Tod, sodass er den Beinamen „Uticensis“ erhielt, weil er auf diese Art in Utica starb und auf Staatskosten von ihnen begraben wurde. Caesar sagte, er zürne ihm, weil er ihm den Nachruhm für seine Begnadigung vorenthalten habe. 1 Hierbei handelt es sich um den platonischen Dialog „Phaidon“, in dem Sokrates’ Tod geschildert wird. Cassius Dio 43,10–12; gekürzt (Übersetzung: Elias Ledermann) Vergleichstext II Reproduktion, Transfer und Reflexion • Stelle ausgehend von Abschnitt III Cato und Caesar einander gegenüber (R, T) . • Gehe auf den besonderen Stil Sallusts ein und nenne einige Auffälligkeiten des Textes (R, T) . • Finde im Text folgende Stilmittel: Antithese, Asyndeton, Parallelismus, Trikolon (L6) (T) . • Ziehe zum Vergleich die Darstellung des Älteren Cato (Vergleichstext I) heran und vergleiche die Eigenschaf- ten des Urenkels mit denen des Urgroßvaters (T) . • Überlege, wie die charakterliche Darstellung zur Schilderung von Catos Tod (Vergleichstext II) passt, und nimm zu Catos Lebensende Stellung (T, X) . 37 Politik und Rhetorik Nur z Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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