Ex libris Latein-Lektüre, Trainingsband

Petrons „Cena Trimalchionis“ im Film Die Cena Trimalchionis ist Teil eines größeren, nur fragmentarisch erhaltenen Werks namens „Satyricon“. Dabei handelt es sich um eine Art Odyssee-Parodie, in der der Student Enkolpius auf seinen „Irrfahrten“ vom Liebes- gott Priapus verfolgt wird. Der italienische Filmemacher Federico Fellini (1920–1993) verfilmte im Jahre 1969 das fragmentarische Werk des Petron. Fellini beschritt bei der Verwirklichung des Films ungewöhnliche Wege: • Ursprünglich wollte er berühmte Schauspieler dafür haben, doch dann machte er „keinen Unterschied zwischen einem berühmten Schauspieler und einem auf der Straße gefundenen“. Den Trimalchio z. B. fand er im Wirt einer Trattoria (einem Wirtshaus) in Rom. • Fellini wollte den ganzen Film auf Latein drehen, geblieben sind davon nur einige wenige Szenen. Die Dialoge fügte Fellini erst im Nachhinein in den Film ein, denn: „Der Schauspieler spielt besser, wenn er sich nicht an einen Text erinnern muss.“ • Der Film übertreibt durch seine skurrile Kostümierung und Inszenierung gewissermaßen noch einmal den satirischen Charakter der Textvorlage. Einige Zitate aus dem Drehbuch Fellinis, das 1983 auf Deutsch erschienen ist: „Trimalchio ist das klassische Beispiel eines Neureichen während der Dekadenz des römischen Reichs, der Mann, der aus dem Nichts kommt, vielmehr aus der Ehrlosigkeit, und der sich nun für die vergangenen Demütigungen schadlos hält, indem er sich als Herr aufspielt … Er rühmt sich auch, Dichter und Philosoph zu sein.“ (Drehbuch S. 27) „Wir meinen in der Tat, verblüffende Parallelen zwischen der römischen Gesellschaft (…), dieser zynischen, gefühllosen, korrupten und zügellosen Gesellschaft, und der heutigen Gesellschaft zu erblicken. (…) Damals wie heute haben wir eine Gesellschaft vor uns, die in vollem Glanz bereits Zeichen fortschreitender Auflösung zeigt; eine Gesellschaft, in der Politik nur noch das schmierige routinemäßige Verwalten allgemeinen Wohlstands und bloßer Selbstzweck ist.“ (Drehbuch S. 9) „Die Menschen bleiben immer dieselben, und so scheinen auch alle Hauptgestalten dieser Geschehnisse von heute zu sein (…), wie man sie heutzutage auf der Piazza di Spagna [berühmter Platz in Rom] , in Paris, Amster- dam, London sehen kann und die von einem Abenteuer zum nächsten, auch dem niederträchtigsten, gehen. (…) Ihre Lebensbedürfnisse beschränken sich auf das Allerelementarste: sie essen, lieben, leben zusammen und vagabundieren da und dort herum.“ (Drehbuch S. 10) Federico Fellini (rechts) bei den Dreharbeiten zu seinem Film „Fellinis Satyricon“ (1969). 27 Heiteres und Hintergründiges Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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