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18 Schlüsseltexte aus der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte His autem omnibus druidibus praeest unus, qui summam inter eos habet auctoritatem. Hoc mortuo aut, si qui 1 ex reliquis excellit dignitate, succedit aut, si sunt plures pares, suffragio druidum adlegitur 2 ; nonnumquam etiam armis de principatu contendunt. Hi certo anni tempore in finibus Carnutum a , quae regio totius Galliae media habetur, considunt in loco consecrato. Huc omnes undique, qui controversias habent, conveniunt eorumque decretis iudiciisque parent. Disciplina in Britannia reperta atque inde in Galliam translata esse existimatur 3 , et nunc, qui 4 diligentius eam rem cognoscere volunt, plerumque illo 5 discendi causa proficiscuntur. Caesar, De bello Gallico 6,13 2 4 6 8 10 1 qui = aliqui 2 adlégere 3 : wählen 3 existimatur (+ NcI ): man glaubt, dass 4 qui = ii, qui 5 illo ( Adv .): dorthin a Carnutes , -um m. : die Carnuten ( gallischer Stamm, zwischen Seine und Loire angesiedelt ) II Druiden Der Druidenstand hatte große politische Macht und war daher für Caesar besonders interessant. Viele Druiden waren gegen die Freundschaft der keltischen Stämme mit den Römern, allerdings war z. B. der Druide Diviciacus aus dem Stamm der Häduer sehr römerfreundlich und ein wichtiger Verbündeter Caesars. Die Etymologie des Wortes „Druide“ ist nicht sicher bestimmbar. Die gängigsten Erklärungen sind „hochweise“ ( dru „sehr“ und vid „weise“) oder „der Eichen kundig“ ( dru „Eiche“ und vid „kundig“). In der „Naturgeschichte“ des Plinius (1. Jh. n. Chr.) findet sich der Hinweis, dass für die Druiden die auf Eichen wachsende Mistel eine heilige Pflanze war. Die heiligen Orte der Kelten (loci consecrati) waren keine Tempel, sondern Plätze unter freiem Himmel: Wälder, Haine, Quellen oder Berggipfel. An vielen dieser Orte wurden später christliche Kirchen errichtet oder sie wurden als besondere Orte für Andachten verwendet. Wegen ihrer großen Macht und wegen der Menschenopfer, die in einigen Gegenden noch üblich waren, wurden die Druiden im 1. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Claudius verboten. Ihr wichtigstes Zentrum auf der Insel Anglesey (nördlich von Wales) wurde 59 n. Chr. zerstört. Im Untergrund lebten sie weiter und wurden als Zauberer und Wahrsager verehrt, so z. B. Merlin in der Artussage. Eichenmisteln im Botanischen Garten in Wien Der Druide Miraculix braut seinen Zaubertrank. Zeichnung aus einem Asterix-Comic von René Goscinny und Albert Uderzo Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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