Ex libris Latein-Lektüre, Trainingsband

113 Ex libris, Latein – Trainingsband | Lösungen Lösungen zu: Moral aus dem Lehrbuch (S. 64–65) Reproduktion, Transfer und Reflexion (Abschnitt I) • Zusammenfassung Cicero sagt, er spreche nicht vor Bauern und Ungebilde- ten, darum wolle ein wenig „de studiis humanitatis“ (Z. 2–3) sprechen. Unter diesen „Bildungsinteressen“ versteht er wohl „philosophisches Interesse“, das er durchaus selbst hat. Bei Cato ist es allerdings mehr als das. Es ist gleichsam etwas, was ihn selbst kennzeich- net. Die philosophische Haltung, die er vertritt (und die bisweilen kritisiert wird), stammt nicht von der Natur, sondern von Zeno, dessen Anhänger Stoiker heißen. • Vergleich und Stellungnahme Cicero ist Akademiker und vertritt eine gemäßigt skeptische Haltung. In ethischen Fragen greift er oft auf andere Philosophenschulen zurück, auch auf die Stoa. Cato dagegen ist bedingungsloser Stoiker, was aus den Lehrsätzen in Abschnitt II hervorgehen wird. Stellungnahme nach eigener Präferenz: Ciceronianische Offenheit vs. Catonische Rigorosität Arbeitsaufgaben (Abschnitt II) 1. Trenne … formosos (Z. 4): forma (schöne Gestalt) + Suffix -osus (reich an); insanos (Z. 6): Präfix in- (un-) + sanus (gesund); nefarium (Z. 7): Präfix ne- ( Negation ) + fas (göttliches Recht) 2. Finde … Asyndeton: numquam moveri, numquam …, neminem misericordem (Z. 2–3); fugitivos, exsules, hostes, insanos denique (Z. 6); sapientem nihil opinari, nullius rei paenitere, nulla in re falli, sententiam mutare numquam (Z. 9–10); Antithese: neque disputandi causa … sed ita vivendi (Z. 12–13); Anapher: numquam … numquam (Z. 2); si … si … si (Z. 4–5); Parallelismus: si distortissimi sint, formo- sos, si mendicissimi, divites (Z. 4–5); Trikolon (L6): si … si … si (Z. 4–5) 3. Wähle … cum opus non fuerit (Z. 8–9) heißt sinngemäß übersetzt: wenn es nicht nötig gewesen ist 4. Überprüfe … Falsch: Der stoische Weise soll Nachsicht mit der Schwäche eines anderen üben. Richtig: Das Leben eines Huhnes ist gleich viel wert wie das des Vaters. Richtig: Der stoische Weise ändert niemals seinen Stand- punkt. Falsch: Catos Leben wird Großteils von der stoischen Lehre bestimmt. 5. Überlege … mögliche Lösung: Cicero verteidigt seinen Mandanten Murena gegen den Vorwurf der Korruption und Amtser- schleichung. Der Ankläger Cato, den Cicero durchaus schätzt und dessen philosophische Interessen er teilt, verkörpert durch seine eigene Person höchste moralische Integrität. Ciceros Strategie ist es daher, Catos Sittenstren- ge als „übermenschlich“ und ihn selbst als unerreichbares Idealbild eines Stoikers hinzustellen, dem kein „Normals- terblicher“ entsprechen kann. Cicero überzeichnet daher die Haltung des strengen Zeno-Anhängers bewusst: Kann nämlich Murena auch nicht vor Cato bestehen, so doch zumindest vor den Richtern, die nicht so strenge morali- sche Maßstäbe an sich und ihre Umwelt richten. Lösungen zu: Einteilung der Philosophie (S. 66) Reproduktion, Transfer und Reflexion • Definition Seneca teilt die Philosophie in drei Sparten: Moralphilo- sophie (Ethik); Naturphilosophie (Physik) und Rational- philosophie (Logik): Die erste ordnet das Innenleben des Menschen, die zweite erforscht die Natur, die dritte analysiert Wortbedeutungen, Zusammenhänge und Argumentationen, damit sich keine Fehlschlüsse einschleichen. Die Ethik ist in sich dreigeteilt: 1. die nützliche Untersuchung, was einem jedem gebührt (Gerechtigkeit) und wieviel etwas wert ist 2. (An-)Trieb des Menschen (der darauf ausgerichtet sein soll, die richtige Ordnung herzustellen) 3. Handlungsweise (die zum Antrieb des Menschen passen soll): Der Mensch muss in sich stets stimmig sein. Die Physik untergliedert sich zweifach in Körperliches und Nicht-Körperliches. Die Logik umfasst als Teilbereiche Dialektik und Rhetorik. • Reihenfolge Seneca bringt erst die Ethik, dann erst Physik und Logik. Sonst ist die chronologische Abfolge die übliche, wo am Beginn die Naturphilosophie steht und die Moralphilo- sophie erst mit Sokrates ihren Anfang nimmt. Aristote- les schließlich gilt als der eigentliche Begründer der Logik. Der Grund für Seneca, seine Auflistung mit der Ethik zu beginnen, liegt wohl in seiner Präferenz ethischer Fragen: Nicht zuletzt stammt ja auch der Text selbst aus seinen „Epistulae morales“. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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