Ex libris Latein-Lektüre, Trainingsband

11 Schlüsseltexte aus der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte Schilfmeer Nach der Übersetzung des Hieronymus kommen die Israeliten ans Rote Meer (Exodus 13,18: „ mare Rubrum “). Im hebräischen Urtext steht allerdings „ jam suf “, was so viel wie Schilfmeer bedeutet. Tatsächlich findet sich schon in der griechischen Heiligen Schrift dafür mehrfach der Ausdruck „ érythra thálassa “ (Rotes Meer). Wo sich das Schilfmeer aber befunden hat, ist umstritten. Manche lokalisieren es amMeerbusen von Suez, also am Roten Meer, andere siedeln es an der Mittelmeerküste an. Nach dem Auszug aus Ägypten sind nach dem Bericht der Bibel die Israeliten vierzig Jahre unterwegs durch die Wüste, ehe sie im Gelobten Land ankommen. In dieser Zeit erhält Mose von Gott selbst auf zwei Steintafeln auch das Gesetz für sein Volk. Cumque descenderet Moses a de monte Sinai b , tenebat duas tabulas testimonii 1 et ignorabat, quod cornuta 2 esset facies sua ex consortio 3 sermonis Dei. Videntes autem Aaron c et filii Israhel d cornutam 2 Mosi a faciem timuerunt prope accedere. Vocatique ab eo reversi sunt tam Aaron c quam principes synagogae 4 . Et postquam locutus est, venerunt ad eum etiam omnes filii Israhel d . Quibus praecepit cuncta, quae audierat 5 a Domino in monte Sinai b . AT Exodus 34,29–32 IV 2 4 6 1 testimonium , -i n .: hier : Gebot 2 cornutus , -a, -um: „gehörnt” ( siehe unten ) 3 consortium , -i n . (+ Gen .): Teilnahme (an) 4 synagoga , -ae f .: hier : Gemeinde 5 audierat = audiverat a Moses , -is m . ( Gen. hier: Mosi): Mose b Sinai ( indekl .): Sinai ( Gebirge nördlich des Roten Meeres ) c Aaron ( indekl .): Aaron ( Bruder des Mose ) d Israhel ( indekl .): Israel ( Gottesvolk, für das „Gott kämpft“ ) Moses Hörner In der bildenden Kunst wird Mose seit dem Mittelalter außer mit den beiden Gesetzes­ tafeln, die er von Gott erhielt, üblicherweise auch mit zwei Hörnern dargestellt. Moses Gesicht sollte eigentlich nach seinem Gespräch mit Gott „strahlen“. Der Bibelüber- setzer Hieronymus verwechselte allerdings die hebräischen Wörter „ qaran “ („strahlen“) und „ qeren “ („Horn“) und schrieb daher „ quod cornuta esset facies “. Reproduktion, Transfer und Reflexion • Fasse den Inhalt der Abschnitte II, III und IV in eigenen Worten zusammen (R) . • Finde in Abschnitt II Beispiele für typische Eigenheiten der Bibelsprache und des Spätlatein (T) . • Erläutere, was die Abbildungen unten jeweils mit den Abschnitten II, III und IV zu tun haben (T) . • Überlege, was die Geschichte von Mose letztlich zeigen soll und in welcher Form sie auch heute noch relevant sein könnte (X) . Mose, Gemälde von Domenico Fetti, 1615/17, Kunsthistorisches Museum, Wien Durchzug durch das Rote Meer, Gemälde (Detail) von Abraham Bloemaert (?), 1481/82, Sammlung Schönborn-Buchheim, Wien Mose, Statue von Michelangelo, 1515, San Pietro in Vincoli, Rom Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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