Ex libris Latein-Lektüre, Trainingsband

kommt es, nachdem die Bogenschützen am Ufer sich zurückgezogen haben, zur Begegnung der Brüder am Fluss. Arminius fragt, wo Flavus sein Auge verloren habe. Dieser entgegnet „in der Schlacht“ und zeigt die militärischen Ehrungen her, die er mittlerweile in römischen Diensten erhalten hat. Arminius verlacht das als Lohn der Sklaverei. • Stilmerkmale Die besonderen Merkmale in Tacitus’ Stil sind „brevitas“, „gravitas“ und „inconcinitas“. In Abschnitt IV begegnet die „brevitas“ besonders in den Ellipsen einer Form von „esse“: „et postquam digressi ‹ sunt ›, unde ea deformitas oris ‹ sit ›, interrogat fratrem (Z. 8–9), die „gravitas“ in nicht assimilierten Formen: adstitit (Z. 2); conloqui (Z. 3); inridente (Z. 11), die „inconcinitas“ im Konstruktionswe- chel: „Flavus, insignis fide et amisso per vulnus oculo …“ (Z. 4–6, Adj. mit Abl. u. Abl. abs.). Taciteisch ist ferner der unklassische Abl. abs. „quaesitoque“ (Z. 2). • Argumente Flavus spricht von der Größe Roms, von der Macht (der militärischen Stärke) des Caesar Germanicus, von der harten Strafe, die Rebellen drohe, der Milde gegenüber denen, die sich ergeben (vgl. Vergil Aeneis 6,853: „parcere subiectis et debellare superbos“). Arminius’ Frau und Sohn gehe es bei den Römern gut. Dem hält Arminius die Heimat, die Freiheit, die heimi- schen Götter entgegen. Ihrer beiden Mutter denke wie er selbst, Flavus aber solle doch nicht seine Verwandten und sein Volk verraten und aufhören, Befehlshaber bei den Römern zu sein. • Stilmittel Abschnitt V Alliteration: cernebatur contra (Z. 9) Antithese: hic … ille … (Z. 1/4); victis graves poenas, in deditionem venienti paratam clementiam (Z. 2) Asyndeton: fas patriae, libertatem avitam, penetralis Germaniae deos, matrem precum sociam (Z. 3–5) Parallelismus: victis graves poenas, in deditionem venienti paratam clementiam (Z. 2) • Kommentar der angesprochenen Problematik Die Abschnitte IV und V zeigen, dass die Haltung gegenüber Rom bei den Unterworfenen sehr unter- schiedlich sein konnte. Mitunter entzweite das auch ganze Stämme, Sippen und Familien. Flavus ist ein glühender Anhänger Roms geworden, sein Bruder, der ja auch in der römischen Armee gedient hatte (er spricht ja auch Latein), wurde dagegen zum erbitterten Feind. Beide bringen Argumente vor, die durchaus etwas für sich haben (beide argumentieren auch familiär: Frau und Sohn des Arminius Mutter der Brüder), doch richten diese beim jeweils anderen nichts aus. Die Emotionen gehen hoch und eine Schlägerei unter den Brüdern kann gerade noch verhindert werden. Die unerbittliche Feindschaft bleibt. • Gründe der Niederlage Schwäche des römischen Kommandanten, Treulosigkeit des Feindes, Fortuna, ungünstiges Gelände (Wälder, Sümpfe, Hinterhalt) • Stilmittel Abschnitt VI Alliteration: tamen tumuli (Z. 13) Anapher: nunc ira nunc venia (Z. 8) Antithese: nunc ira nunc venia (Z. 8); plus ad moriendum quam ad pugnandum (Z. 9) Asyndeton: marcore ducis, perfidia hostis, iniquitate fortunae (Z. 2–3); silvis, paludibus, insidiis (Z. 6) Hyperbaton: occasio … immunis (Z. 4) Parallelismus: marcore ducis, perfidia hostis, iniquitate fortunae (Z. 2–3) Trikolon: disciplina, manu experentiaque bellorum (Z. 1–2); marcore ducis, perfidia hostis, iniquitate fortunae (Z. 2–3); silvis, paludibus, insidiis (Z. 6) • Grabstein des M. Caelius Der Grabstein verrät, dass M. Caelius in der Schlacht im Teutoburger Wald ums Leben kam. Man darf ferner annehmen, dass der Tote selbst auf dem Schlachtfeld verblieben ist (bei Tacitus, Annalen 1,61–62 erfährt man, dass Germanicus Jahre später das Schlachtfeld aufsuch- te und die Gefallenen bestatten ließ). Arbeitsaufgaben (Abschnitt VII) 1. Trenne … iniustos (Z. 1): Präfix in- (un-) + iustus (gerecht); imperitandi (Z. 4) (L6) imperare (herrschen) + Suffix -(i)tare ( Frequenta­ tivum/Intensivum ) 2. Finde … Beispiele: lubidinem (= libidinem) (Z. 4); advorsa (= adversa) (Z. 4); inpedimenta (= impedimenta) (Z. 8); -is statt -es (Z. 2 u. 5) 3. Identifiziere … Hyperbaton: eandem … causam (Z. 2–3); Trikolon (L6): iniustos, profunda avaritia, communis omnium hostis (Z. 1–2); praedam captivosque et inpedimenta (Z. 8); Kollektiver Singular (L6): Romanus (Z. 9) 4. Gliedere … HS Ita Iugurtha ratus ‹est› aut … aut … sK capta urbe ( Abl. abs. ) sK operae pretium fore ( AcI ) GS si Romanus auxilio suis venisset sK proelio sese certaturos. ( AcI ) 5. Ergänze … Jugurtha sagt, Herrschsucht sei für die Römer der Grund gegen ihn und alle anderen Völker Krieg zu führen. Früher seien Karthager und König Perses für die Römer Feinde gewesen . Metellus hat in der Stadt Cirta Beute, Gefangene und Tross platziert. Jugurtha möchte bei Bocchus erreichen, dass dessen Kriegsbereitschaft nicht schwindet. 107 Ex libris, Latein – Trainingsband | Lösungen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=