Ex libris Latein-Textband

69 Sklaven in der Antike Antike Gesellschaften kamen nicht ohne Sklaverei aus. Das war auch in Rom so. Ein Großteil der Arbeit wurde von Unfreien verrichtet. Sklave wurde man meist durch Kriegsgefangenschaft, aber auch durch Ver- schleppung oder, weil man Schulden nicht begleichen konnte. Der größte Sklavenmarkt der antiken Welt be- fand sich auf der griechischen Insel Delos. Rein rechtlich galt ein Sklave („servus“, „mancipium“) in Rom als Sache („res“) und konnte deshalb gekauft oder verkauft wer- den. Kinder von Sklaven blieben das Eigentum ihres Herrn. Mit der Ausbreitung des Römischen Reiches wuchs auch die Zahl der Sklaven, die je nach ihrer Qualifikation in den verschiedensten Bereichen eingesetzt wurden. Die Lebensumstände waren dementsprechend recht unterschiedlich: Im Schnitt war das Leben für einen Sklaven in der Stadt erträglicher als auf dem Land. Be- sonders schlimm ging es auf den Plantagen der Groß- grundbesitzer oder in den Bergwerken zu. Die Lebens- erwartung dort war nicht besonders hoch. Im Haushalt eines reichen Römers konnte ein Sklave hingegen als Sekretär oder Lehrer ein mitunter angenehmeres Leben führen als so mancher arme Freie. Natürlich hing das stark vom jeweiligen Herrn ab. Ein grausamer „domi- nus“ konnte sich vor seinen gepeinigten Sklaven nicht sicher fühlen. Die steigende Zahl an Sklaven führte gerade in der späten Republik (2./1. Jh. v. Chr.) auch immer wieder zu sozialen Unruhen. Am bekanntesten ist der große Skla- venaufstand unter Spartacus, der ganz Italien zwei Jah- re lang in Angst und Schrecken versetzte (73–71 v. Chr.). Sklaven waren Teil der Hausgemeinschaft („familia“). Darum konnte man die Sklaven eines Kaisers auch als „familia Caesaris“ bezeichnen. War ein Herr mit den Diensten seines Sklaven zufrieden, konnte er ihn freilas- sen. Der Freigelassene („libertus“) nahm dann den Gen- tilnamen seines römischen Herrn an (z.B. Iulius), dem er Zeit seines Lebens verpflichtet blieb. Die Kinder von Freigelassenen genossen das römische Bürgerrecht. Die Sitte der Freilassung nahm in der Kaiserzeit stetig zu. Die Sklaverei selbst wurde in der Antike nie in Frage gestellt, nicht einmal vom aufkommenden Christentum. Doch machte man sich, wie das Beispiel des Philo- sophen Seneca (vgl. S.109) zeigt, sehr wohl Gedanken, wie man als Herr mit seinem Sklaven umgehen soll. Kriegsgefangene werden als Sklaven in einem Triumphzug mitgeführt. Terracotta-Relief, 50 v. Chr.–100 n. Chr., Britisches Museum, London Der richtige Umgang mit Sklaven Der Philosoph Seneca führt aus, wie man Sklaven behandeln soll: Libenter ex iis, qui a te a veniunt, cognovi familiariter te a cum servis tuis vivere: hoc prudentiam tuam, hoc eruditionem decet 1 . „Servi sunt!“ Immo 2 homines. „Servi sunt!“ Immo 2 contubernales 3 . „Servi sunt!“ Immo 2 humiles amici. „Servi sunt!“ Immo 2 conservi, si cogitaveris tantundem 4 in utrosque licere Fortunae b . Itaque rideo istos, qui turpe existimant cum servo suo cenare. Seneca, Epistulae morales 47,1f. I 1 decére 2 (+ Akk. ): passen (zu) 2 immo: nein im Gegenteil 3 contubernalis , -is m. : Kamerad 4 tantundem ( Adv .): genauso viel a angeredet ist der Adressat von Senecas Brief, Lucilius ( vgl . S.109) b Fortuna, -ae f. : Fortuna ( Glücks- göttin ) 2 4 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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