Ex libris Latein-Textband
55 Antike Staatsphilosophie | Politik und Rhetorik Kritik am heidnischen Staat Der bedeutende Kirchenvater Augustinus (vgl. S.120) setzt sich in seiner großen Verteidigungsschrift des Christentums mit dem Titel „De civitate Dei“ auch mit der antiken Staatsphilosophie auseinander und macht dabei anhand einer Anekdote klar, was er von irdischen Staaten hält: Remota itaque iustitia, quid sunt regna nisi magna latrocinia 1 ? (…) Eleganter enim et veraciter 2 Alexandro a illi Magno a quidam comprehensus pirata respondit. Nam cum idem rex hominem interrogaret, quid ei videretur 3 , ut mare haberet 4 infestum 4 , ille libera contumacia 5 : „Quod 6 tibi“, inquit, „ut orbem terrarum 6 ; sed quia id ego exiguo navigio facio, latro vocor; quia tu magna classe, imperator.“ Augustinus, De civitate Dei 4,4 (gekürzt) Zusatztext 1 latrocinium, -i n .: Räuber- bande 2 veraciter ( Adv. ): wahrheits- gemäß 3 quid tibi videtur?: was fällt dir ein? 4 habére infestum: unsicher machen 5 contumacia, -ae f .: Trotz 6 ordne: quod tibi ‹videtur›, ut orbem terrarum ‹infestum habeas›. (vgl. Fußnote 3 und 4) 2 4 6 a Alexander (-dri m. ) Magnus (-i ) : Alexander der Große ( Makedonenkönig und Herrscher über ein Weltreich ) Staatstheorie heute Staatsform Republik Monarchie Staatsoberhaupt aus unbegrenztem Personenkreis auf bestimmte Zeit gewählt (Präsident) Staatsoberhaupt auf unbestimmte Zeit durch Erbfolge oder Wahl aus begrenztem Personenkreis Regierungsform Demokratie Autokratie (Diktatur) Volk herrscht direkt durch Abstimmungen, indirekt durch Volksvertreter. Einer oder eine Gruppe herrscht ohne durch freie Wahlen legitimiert zu sein. Organisationsform Zentralstaat Bundesstaat eine Gesetzgebung und Verwaltung für den ganzen Staat Kompetenzen zwischen Oberstaat und Gliedstaaten aufgeteilt Reproduktion, Transfer und Reflexion • Vergleiche Ciceros Idealstaat (vgl. S. 53) mit der platonischen Staatsutopie (vgl. S. 54) und erläutere den grund- sätzlichen Unterschied (T, X) . • Stelle die Standpunkte Platons und Poppers (vgl. S. 54) einander gegenüber und nimm dazu Stellung (T, X) . • Fasse die von Augustinus geäußerte Kritik an Weltreichen kurz zusammen und nimm dazu Stellung, ob sie deiner Ansicht nach auch heute noch aktuell ist (R, X) . • Weise beispielhaft nach, wie die Grundsätze der österreichischen Bundesverfassung konkret umgesetzt sind (X) . Grundsätze der österreichischen Bundesverfassung demokratisches Prinzip 1 bundesstaatliches Prinzip 2 republikanisches Prinzip 3 rechtsstaatliches Prinzip 4 gewaltentrennendes Prinzip 5 Art. 1. B-VG: „Österreich ist eine demokra- tische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“ 1 Österreich ist eine parlamentarische Demokratie. 2 Aufteilung der Staatsgewalt zwischen Bund (mehr) und Ländern 3 Staatsoberhaupt vom Volk auf Zeit gewählt 4 Staat ist auch an seine Gesetze gebunden 5 Gewaltenteilung: Legislative, Exekutive, Judikative Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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