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53 Antike Staatsphilosophie | Politik und Rhetorik Ciceros Staatsideal Schließlich lässt Cicero Scipio über die beste Staatsform sprechen: Quod ita cum sit, ex tribus primis 1 generibus 1 longe praestat meā sententiā regium, regio autem ipsi praestabit id, quod erit aequatum 2 et temperatum ex tribus primis 1 rerum publicarum modis 1 . Placet enim esse quiddam in re publicā praestans et regale, esse aliud auctoritati principum inpartitum 3 ac tributum, esse quasdam res servatas iudicio voluntatique multitudinis. Haec constitutio primum habet aequabilitatem quandam, qua carere diutius vix possunt liberi, deinde firmitudinem, quod 4 et 4 illa prima 1 facile in contraria vitia convertuntur, ut exsistat ex rege dominus, ex optimatibus factio 5 , ex populo turba et confusio, quodque 4 ipsa genera generibus saepe conmutantur 6 novis. Hoc in hac iuncta moderateque 7 permixta 7 conformatione 8 rei publicae non 9 ferme 9 sine magnis principum vitiis evenit. Non est enim causa conversionis, ubi in suo quisque est gradu 10 firmiter 11 collocatus et non 12 subest, quo 12 praecipitet 13 ac decidat. Cicero, De re publica 1,69 M Übungsteil S. 12 L6 1 primum genus = primus modus : Grundform 2 aequare 1 : ausgleichen 3 inpartire 4 : gewähren 4 quod et …quodque = quod et …et 5 factio, -onis f .: Clique 6 conmutari 1 : sich abwechseln 7 moderate permixtus, -a, -um: maßvoll durchmischt 8 conformatio, -onis f .: Verfassung 9 non ferme: zumeist nicht 10 gradus, -us m .: Stellung 11 firmiter ( Adv .): fest 12 non subest, quo: es gibt keinen Abgrund, in den 13 praecipitare 1 : abstürzen 2 4 6 8 10 12 14 Polybios über die römische Mischverfassung Der Grieche Polybios (2. Jh. v. Chr.) kam nach der Eroberung Griechenlands als Kriegsgefangener nach Rom, wo er die Bekanntschaft mit Scipio dem Jüngeren machte. Er begleitete Scipio auf seinen Feldzügen und lernte so die Macht des Imperium Romanum kennen und bewundern. In seinem Geschichtswerk zeichnet er den Weg Roms zur Weltmacht nach: So gleichmäßig und angemessen war alles im Einzelnen angeordnet und durch diese drei Teile geregelt, dass niemand, auch keiner von den Einheimischen, hätte sicher sagen können, ob das Staatswesen insgesamt eine Aristokratie oder eine De- mokratie oder ein Königtum darstelle. Und so musste es jedem Beobachter ergehen. Wenn man nämlich auf die Befugnis der Konsuln blickte, schien das Staatswesen ganz und gar ein Königtum zu sein; wenn man aber die Macht des Senats ins Auge fasste, schien es wiederum eine Aristokratie zu sein, und wenn man auf die Befug- nis des Volkes schaute, war es offensichtlich eine Demokratie. (Polybios, Historien 6,11,11; Übersetzung: Karl Friedrich Eisen) Reproduktion, Transfer und Reflexion • Liste die im Text angeführten lateinischen Begriffe auf, die die drei Grundstaatsformen bzw. ihre entarteten Formen bezeichnen (R) . • Fasse zusammen, was die für Scipio beste Staatsform kennzeichnet, welche beiden Voraussetzungen sie hat und worin ihre Vorteile liegen (R) . • Erläutere, worauf Cicero mit der Wendung „non ferme sine magnis principum vitiis“ (Zeile 12) anspielen könnte (X) . • Stelle fest, worin sich der Mischcharakter der Verfassung in der römischen Republik manifestiert. Verwende dazu den Polybiostext (T) . Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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