Ex libris Latein-Textband

20 Komödie L6 Die Komödie hat ihren Ursprung in ausgelassenen Umzügen bei religiösen Feiern in Griechenland. Das Wort leitet sich vom griechischen „komázein“ („schwärmen“) her. Berühmt war der Dichter Aristophanes (5. Jh.), der in seinen Stücken aktuelle politische Probleme thematisierte und sich dabei auch über bekannte Zeitgenossen wie Sokrates lustig machte. In dieser Alten Komödie kam dem Chor eine entscheidende Rolle zu. In hellenistischer Zeit verlor die Komödie dann ihre aggressive und politische Note. Es bildete sich die „Typen- komödie“ heraus, die im bürgerlichen Milieu Athens angesiedelt war und in der der schlaue Sklave, die gierige Hetäre (bezahlte Begleiterin), der Zuhälter oder der Schmarotzer als Rolle vorkamen. Häufige Motive sind Ver- wechslungen und ungeklärte Verwandtschaftsverhältnisse. Auch mythische Stoffe wurden auf die Bühne gebracht. Der wichtigste Vertreter dieser Neuen Komödie war Menander (4./3. Jh. v.Chr.). In dieser Form lernten auch die Römer die Komödie kennen. Schon im 3. Jh. v. Chr. wollte man in Rom auch lateinische Komödien in griechischem Gewand („fabula palliata“) sehen. Diese Stücke, deren Handlung nach wie vor in Athen spielte, waren oft aus mehreren griechischen Vorlagen zusammengestellt. Ein wichtiges Element der Aufführungen war die musikalische Begleitung. So sangen die Schauspieler, die übergroße Masken („persona“) trugen und auf globigen Holzpantoffeln („soccus“) daherkamen, ihre Monologe („canticum“). Die bedeutendsten römischen Komödien- dichter sind Plautus und Terenz. Titus Maccius Plautus (um 250–184 v. Chr.) stammte aus Umbrien. Maccius war ver- mutlich sein Künstlername, der wohl auf „maccus“, den „Hanswurst“ des italischen Volkstheaters, zurückgeht. Seine Komödien, von denen 21 erhalten sind (z. B. die im Folgenden behandelten „Aulularia“ und „Am- phitruo“), sind geprägt von einer kräftigen, teils derben Sprache, Wortspielereien und Situationskomik. Von dem etwas späteren Publius Terentius Afer (um 190–159 v. Chr.) sind sechs Komödien überliefert (z. B. „Der Selbstquäler“). Seine sprachliche Eleganz machte ihn lange Zeit auch zum gern gelesenen Schulautor. Schauspieler, römisches Mosaik, 1. Jh. n.Chr., Archäologisches Nationalmuseum, Neapel Die „Aulularia“ des Plautus Die „Aulularia“ (= Topfkomödie) ist ein Charakterstück mit komischen Verwicklungen. Der Geizhals Euclio findet bei sich zu Haus einen Topf mit Gold und versteckt ihn. Zugleich möchte er seine Tochter Phaedria mit seinem reichen Nachbarn Megadorus verheiraten. Dessen Neffe Lyconides hat diese jedoch geschwängert, wovon ihr Vater nichts weiß. Lyconides’ Sklave erfährt von Euclios Schatz und stiehlt ihn. Als Euclio den Diebstahl bemerkt, ist er am Boden zerstört. Lyconides kommt hinzu und denkt, dieser sei dahintergekommen, dass seine Tochter von ihm schwanger ist. Am Ende klärt sich alles auf. Die jungen Leute heiraten, der Topf wird der Tochter als Mitgift mitge- geben. Plautus’ Stück, dessen Ende man nur aus Inhaltsangaben kennt, ist von Menanders „Dyskolos“ (= Griesgram) inspiriert. Nur r zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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