Ex libris Latein-Textband

Martial Als bedeutendster römischer Epigrammatiker gilt Marcus Valerius Martialis (40–102 n. Chr.). Er stammte aus Bilbilis in Spanien, kam aber bald nach Rom, wo er lange als Klient vornehmer Leute lebte. Insgesamt verfasste er 15 Epigrammbücher. Eines befasst sich mit der Eröffnung des Flavischen Amphitheaters (= Kolosseum) im Jahre 80 n. Chr., zwei enthalten Begleitgedichte für Saturnaliengeschenke. In seiner Hauptsammlung, den zwölf Büchern „Epigrammata“, setzte er sich mit den Schwächen und verderbten Sitten der Bevölkerung Roms auseinander. Doch hatten sich die Zeiten seit Catull grundlegend geändert. Offene Kritik an höhergestellten Personen war nun in der Kaiserzeit nicht mehr möglich. Die Adressaten der Spottgedichte sind daher, soweit wir sehen, nur erfundene Namen. Martials Gedichte sind im Aufbau meist zweigeteilt: Zuerst wecken sie eine Erwartungshaltung, die dann oft durch eine unerwartete Pointe aufgelöst wird. Martials Spottgedichte Gemellus hat Ambitionen: Petít Geméllus a núptiás Maróníllae b et cúpit et ínstat ét precátur ét dónat. Adeóne púlchra e st? Ímmo 1 foédiús níl est. Quid érg o in ílla pétitur ét placét? Tússit 2 . Martial, Epigrammata 1,10 (Versmaß: Hinkjambus) M Übungsteil S. 5 I 1 immo ( Adv .): im Gegenteil 2 tussíre 4 : husten a Gemellus, -i m .: Gemellus (= „ Zwilling“ ) b Maronilla, f .: Maronilla (= „ Kleine Braune“ ) 2 4 Zahnprobleme: Si memini, fuerant tibi quattuor, Aelia a , dentes: Expulit una duos tussis 1 et una duos. Iam secura potes totis tussire 2 diebus: Nil istic 3 , quod agat 4 , tertia tussis 1 habet. Martial, Epigrammata 1,19 (Versmaß: elegisches Distichon; vgl. S.191) II 1 tussis, -is f .: Husten 2 tussíre 4 : husten 3 istic ( Adv .): dort 4 ágere 3: hier : anrichten a Aelia, -ae f .: Aelia ( Eigen- name ) 2 4 Berufswechsel? Nuper erat medicus, nunc est vispillo 1 Diaulus a : Quod vispillo 1 facit, fecerat et medicus. Martial, Epigrammata 1,47 (Versmaß: elegisches Distichon) III M Übungsteil S. 5 1 vispillo, -onis m .: Toten- gräber a Diaulus, -i m .: Diaulus ( = der „Zweigleisige“ ) 2 Quintus’ Liebe: „Thaïda a Quintus amat.“ Quam Thaïda a ? „Thaïda a luscam 1 .“ Unum oculum Thaïs a non habet, ille duos. Martial, Epigrammata 3,8 (Versmaß: elegisches Distichon) IV 1 luscus, -a, -um: einäugig a ThaÏs, -idis f . ( Akk .: Thaida): Thais ( Prostituiertenname ) 2 18 Heiteres und Hintergründiges | Epigramm Reproduktion, Transfer und Reflexion • Weise in den Martialgedichten die Zweiteilung im Aufbau nach und erläutere jeweils die Pointe (R, X) . • Überlege, was Martials Spottgedichte von denen Catulls unterscheidet (T, X) . • Finde für jedes Gedicht eine weitere passende Überschrift (X) . Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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