Ex libris Latein-Textband

179 Das Kirchenlatein | Fachsprachen und Fachtexte Das Gloria Das Gloria geht auf das Weihnachtsevangelium zurück, wo die Engel den Hirten erscheinen und Gott für die Geburt Jesu loben: Gloria in excelsis 1 Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis. Laudamus te, benedicimus te, adoramus te, glorificamus 2 te. Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam, Domine Deus 3 , Rex caelestis, Deus 3 Pater omnipotens. Domine Fili unigenite 4 , Iesu Christe, Domine Deus 3 , Agnus 3 Dei, Filius 3 Patris; qui tollis peccata mundi, miserere nobis; qui tollis peccata mundi, suscipe 5 deprecationem 6 nostram; qui sedes ad dexteram Patris, miserere nobis, quoniam tu solus sanctus 7 , tu solus Dominus, tu solus altissimus, Iesu Christe, cum Sancto Spiritu in gloria Dei Patris. Amen. Missale Romanum 1 excelsa, -orum n . Pl. : die Höhe 2 glorificare 1 : rühmen 3 Deus, Agnus, Filius: als Vokative zu verstehen 4 unigenitus, -a, -um: einzig 5 suscípere 3 M: annehmen 6 deprecatio, -onis f .: Gebet 7 ergänze: es 2 4 6 8 10 12 14 16 Lateinische Gebetstexte Die lateinischen Gebetstexte sind jeweils nach ihrem Anfang benannt. Das „Gloria“ gehört zu den ältesten christ- lichen Gebeten, die noch heute in der Liturgie verwendet werden. Teile davon wurden schon im 2. Jh. als Hymnus gesungen. Die heutige Form geht in ihrer griechischen Fassung auf das 5. Jh. zurück, lateinisch lässt sie sich so ab dem 7. Jh. nachweisen. Seit dem 11. Jh. ist das „Gloria“ fester Bestandteil der Sonn- und Feiertagsmessen au- ßerhalb der sogenannten Bußzeiten (Advent und Fastenzeit). Es weist vielfältige Bezüge zur Bibel auf (z. B. geht der Vers „qui tollis peccata mundi“ auf das Johannesevangelium 1,29 zurück), versucht aber auch in hymnischer Sprache die Herrlichkeit Gottes zum Ausdruck zu bringen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Aussagen über Jesus, der Gott Vater gleich ist (vgl. „ Domine Fili unigenite, …Domine Deus“). Zugleich wird auch die Geschichte Jesu angedeutet (von der Geburt über das Leiden als Gotteslamm bis zur Himmelfahrt). Reproduktion, Transfer und Reflexion • Liste auf, mit welchen Begriffen Jesus hier charakterisiert wird (R) . • Der Text der ersten Zeile ist ein Zitat nach dem Lukasevangelium 2,14. Vergleiche verschiedene Übersetzun- gen dieses Verses, besonders der Formulierung „hominibus bonae voluntatis“ (eventuell mit Hilfe der Seite https://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/ ), und arbeite die Unterschiede der einzelnen Übersetzun- gen heraus (T) . • Zeige auf, welche Stilmittel dieser hymnische Text enthält (T) . • Vergleiche den lateinischen Text mit der Textfassung des reformatorischen Theologen Nikolaus Decius (1525) und arbeite Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus: „Allein Gott in der Höh sei Ehr / und Dank für seine Gnade, / darum dass nun und nimmermehr / uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefallen Gott an uns hat: / nun ist groß’ Fried ohn’ Unterlass, / all Fehd’ hat nun ein Ende“ (T) . Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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