Ex libris Latein-Textband

157 Vergils Aeneis | Mythos und Rezeption Das Trojanische Pferd Aeneas erzählt Königin Dido seine Geschichte und beginnt mit Trojas Untergang. Nach zehn Jahren vergeblicher Belagerung griffen die Griechen zu einer List. Sie bauten ein hölzernes Pferd, in dem sie ihre Besten versteckten, und zogen sich zurück. Die Trojaner meinten, die Griechen seien abgefahren, und wurden von trügerischer Freude erfüllt: Ergo omnis longo solvit se Teucria a luctu; panduntur portae, iuvat 2 ire et Dorica b castra desertosque videre locos litusque relictum: Hic Dolopum c manus 3 , hic saevus tendebat 4 Achilles d ; classibus hic locus, hic acie certare solebant. Pars stupet innuptae 5 donum exitiale 6 Minervae e et molem mirantur equi. (...) Laocoon f ardens summa decurrit ab arce, et procul: „O miseri, quae tanta insania, cives? Creditis avectos 7 hostis? Aut ulla putatis dona carere dolis Danaum c ? Sic notus Ulixes g ? Aut hoc inclusi ligno 8 occultantur Achivi c , aut haec in nostros fabricata 9 est machina 10 muros, inspectura domos venturaque desuper 11 urbi 12 , aut aliquis latet error; equo ne credite, Teucri h ! Quidquid id est, timeo Danaos c et dona ferentis.“ Vergil, Aeneis 2, 26-49 (gekürzt; Versmaß: Hexameter) Laokoon forderte die Trojaner dazu auf, das hölzerne Pferd zu vernichten. Als er dann aber am Meer ein Opfer darbrachte, kamen zwei Seeschlangen und töteten ihn und seine Söhne. Die Trojaner deuteten dies als Strafe und zogen mit dem Pferd das eigene Verderben in die Stadt. Trojas Untergang war besiegelt. L6 2 4 6 8 10 12 14 16 1 pándere 3 : öffnen 2 iuvat 1 : es freut 3 manus, -us f .: hier : Schar 4 téndere 3 : zelten 5 innupta, -ae: jungfräulich 6 exitialis, -e: verderblich 7 avehi 3 , avectus sum: wegfahren 8 lignum, -i n .: Holz 9 fabricare 1 : bauen 10 machina, -ae f.: Vorrichtung 11 desuper ( Adv. ): von oben herab 12 urbi ( Zieldativ ): auf die Stadt a Teucria, -ae f . = Troia b Doricus, -a, -um: griechisch c Dolopes, -um m.Pl. ; Danai, -(or)um m.Pl. ; Achivi, -orum m. Pl .: Griechen d Achilles, -is m .: Achill e Minerva, -ae f .: Minerva ( Göttin der Weisheit ) f Laocoon, -ontis m .: Laokoon ( Priester aus Troja ) g Ulixes, -is m .: Odysseus h Teucri, -orum m.Pl. : Trojaner Die Laokoongruppe Die Laokoongruppe gehört zu den berühmtesten Exponaten der Vatikanischen Museen. Sie wurde 1506 in den Ruinen der „Domus Aurea“, Neros Palast in Rom, entdeckt. Sie wurde laut Plinius dem Älteren (Nat. hist. 36,37) von drei griechischen Künstlern wahrscheinlich zur Zeit des Kaiser Tiberius aus Marmor geschaffen und ist wohl einer hellenistischen Bronzeplastik nach- empfunden. Laokoons rechter Arm wurde erst 1905 entdeckt und bei der Restaurierung 1960 angebracht. Laokoongruppe, römische Kopie eines griechischen Originals, Vatikanische Museen, Rom Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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