Ex libris Latein-Textband

101 Sokrates und die Philosophie | Formen der Lebensbewältigung Die hellenistischen Philosophenschulen Die weitere Entwicklung der griechischen Philosophie Platon (um 427–347 v. Chr.), Sokrates’ bedeutendster Schüler, gründete in Athen eine eigene Schule, die „Akademie“. Berühmt wurde er besonders für seine Ideenlehre. Sein Schüler Aristoteles (384–322 v. Chr.) lehrte im „Lykeion“, einem Gymnasium mit Wandelhalle („Peripatos“). Er gilt als der eigentliche Begründer der Logik. Die Kyniker, eine andere Philosophengruppe, aus der Diogenes (um 410–323 v. Chr.) der bekannteste ist, sahen ihren Ursprung ebenso wie Akademiker und Peripatetiker bei Sokrates. Von ihnen wurde Zenon von Kition (um 333–261 v. Chr.) beeinflusst, der die Schule der „Stoá“ begründete. Diese wurde daher auch zu den sokratischen Schulen gerechnet. Anders verhielt es sich mit der Schule Epikurs (um 341–270 v. Chr.), dessen Philosophie von der Atomlehre des Demokrit (um 460–371 v. Chr.) ihren Ausgang genommen hatte. Die großen hellenistischen Philosophenschulen auf einen Blick Schule Akademie Peripatos Stoá Epikureismus Begründer Platon (5./4. Jh. v. Chr.) Aristoteles (4. Jh. v. Chr., Erzieher Alexanders d. Gr.) Zenon von Kition (4./3. Jh.v. Chr.) Epikur (4./3. Jh. v. Chr.) Ort in Athen Hain des Akádemos „ perípatoi “ (Wandel- hallen des Lykeion ) „ stoá poikíle “ (Bunte Säulenhalle) „ kêpos “ (Garten) Lehre Platons Ideenlehre , die strikt Geist und Materie trennte, wurde von seinen direkten Schülern aufgegeben. Erst der Neuplatonis- mus (ab dem 2. Jh. n. Chr.) griff darauf wieder zurück. Naturwissenschaft und Forschung: Aristoteles und die Peripatetiker haben großen Anteil an der Herausbildung der Einzelwissenschaften (Logik, Botanik, Musik, Geographie etc.). abgeschlossenes System: Physik : • Alles durchdringt und lenkt der „ lógos “ (Weltvernunft = Gott). • Es gibt eine Welt, die zyklisch entsteht und vergeht. Ethik : • Zum Glück reicht Tugend („ areté “/ „ virtus “). • Man muss Affektlosig- keit („ apátheia “) an- streben. • Leben für die Gemein- schaft • Ideal des Kosmopoliten abgeschlossenes System: Physik : • Alles besteht aus Atomen . • Es gibt viele Welten. • Der Zufall herrscht. • Furcht vor Göttern oder Tod ist unbegründet. Ethik : • oberstes Prinzip: Lust („hedoné“/„voluptas“) Glück durch maßvollen Genuss („ carpe diem! “) Ziel: Gemütsruhe („ ataraxía “) • Zurückgezogenheit wichtige Vertreter und Entwick- lungsphasen Ältere Akademie : orientiert sich am Alterswerk Platons. Mittlere Akademie : ( Karneades , 2. Jh. v. Chr.) • gegen Dogmatismus • Skeptizismus • fällt kein endgültiges Urteil („ epoché “ = Enthaltung) Jüngere Akademie : • Annäherung an Schule der Stoá • Eklektizismus . Theophrast (4./3. Jh. v. Chr.): Nachfolger des Aristoteles als Schulleiter Ältere Stoá : • Vollendung des dogmatischen Systems • Kleanthes und Chrysipp (3. Jh. v. Chr.) Mittlere Stoá : • Abrücken von allzu strenger Dogmatik • Stoá kommt nach Rom • Panaitios (2. Jh. v. Chr.) Jüngere Stoá : • römische Kaiserzeit • praxisbezogen • Religionsersatz • Seneca d. J. , Epiktet und Kaiser Mark Aurel Von den anderen Philosophenschulen isoliert, entwickeln die Epikureer die Lehre ihres Meisters kaum weiter und verlieren ab dem 1 . Jh. v. Chr. nach und nach an Bedeutung. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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