Ex libris Latein-Einstiegstexte

Reproduktion, Transfer und Reflexion • Finde heraus, welche der in der Inschrift genannten Ämter und Ehrentitel bereits in der römischen Republik existierten. (R, T) • Liste zwei Eigenschaften auf, die die Kaiser über den durchschnittlichen Bürger heraushoben. (R) • Rechne die angegebene Entfernung in Kilometer um (1 Meile = 1,48 Kilometer) und vergleiche dein Ergebnis mit der Entfernung der Straße zwischen St. Lorenzen im Pustertal und Lienz. Erkläre, was dein Ergebnis für die heutige Straße bedeutet. (T) Straßen und Meilensteine Mit dem Bau der Via Appia, die von Rom nach Süditalien führt, begann die Geschichte des römischen Straßensys- tems, das durch Jahrhunderte hindurch den Erfolg der römischen Heere, aber auch des Warenverkehrs und damit einen gewissen Wohlstand ermöglichte. Bis heute haben sich zahlreiche Spuren des riesigen, viele tausend Kilo- meter umfassenden Straßennetzes erhalten. Zu den interessantesten Überresten der römischen Straßenbaukunst zählen Meilensteine (lat. „miliarius“), die nicht nur die Information der Entfernung zur nächsten Stadt enthielten, sondern auch „Mittel kaiserlicher Propa- ganda“ waren (so der Archäologe Franz Glaser), wurden doch darauf die Kaiser mit all ihren Titeln (und manchmal ihren Leistungen) genannt. Auf dem Pustertaler Meilenstein wurden sogar zwei Kaiser verewigt: Der Afrikaner Macrinus kam im Jahr 217 als Präfekt der kaiserlichen Leibgarde durch die Ermordung Kaiser Caracallas an die Macht, konnte sich aber nur zwei Jahre lang halten. Kurz vor seinem gewaltsamen Tod machte er seinen noch minderjährigen Sohn Diadumenianus zum Mitkaiser. Meilensteine sind für heutige Archäologen auch eine hervorragende Quelle, um den Verlauf römischer Straßen und die Lage ehemaligen Straßenstationen (sog. mansiones , eine Art Raststation) rekonstruieren zu können. Dar- über hinaus informiert die sogenannte Tabula Peutingeriana, eine Straßenkarte des Römischen Reiches über Orte, Straßen und Entfernungen. Allerdings ist diese Landkarte, die sich in einer mittelalterlichen Kopie aus dem 12. Jahrhundert erhalten hat und nach ihrem ehemaligen Besitzer Konrad Peutinger (1465–1547) benannt ist, nicht maßstabgestreu angelegt, sondern eher mit einem modernen U-Bahn-Netzplan vergleichbar. 40 Historisches  | Das römische Österreich Alle Wege führen nach Rom… Im Jahre 1857 wurde bei Bauarbeiten an der Staatstraße in der Nähe der römischen Siedlung Sebatum (bei St. Lorenzen im Pustertal, Südtirol) folgender römischer Meilenstein gefunden: Imp(erator) Caes(ar) M(arcus) Opellius Severus Macrinus pius felix Aug(ustus) pont(ifex) max(imus) trib(uniciā) p(otestate) II 1 p(ater) p(atriae) co(n)s(ul) proco(n)s(ul) et M(arcus) Opellius Antoninus Diaduminianus nobiliss(imus) Caes(ar) princ(eps) 2 iuventut(is) 2 providentissimi Augg(usti) b fecer(unt) 3 ab Ag(unto) a m(ilia) p(assuum) LVI Corpus Inscriptionum Latinarum 17,04, 00169; nach: www.ubi-erat-lupa.org , Nr. 5829 2 4 6 8 10 12 14 1 II ( Adv. ): zum zweiten Mal 2 princeps iuventutis: „Anführer der Jugend“ (Ehrentitel für einen römischen Kronprinzen) 3 fecerunt: ergänze als Objekt „diesen Meilenstein“ a Aguntum, -i n. : Aguntum ( römische Stadt bei Lienz in Osttirol ) b Augg(usti): die Abkürzung mit dem Doppelbuchstaben -gg drückt die Mehrzahl aus Foto: © Tiroler Landesmuseen / Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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