Ex libris Latein-Einstiegstexte

33 Caesar Historisches C. Iulius Caesar, Marmorbüste, 1. Jh. n. Chr., Musei Vaticani, Rom Gaius Iulius Caesar (100–44 v. Chr.) ist wohl die prä- gendste Gestalt der ausgehenden römischen Republik. Er entstammte einer zwar alten, aber zu seiner Zeit po- litisch bedeutungslosen römischen Adelsfamilie und wuchs in einer Zeit innerer Unruhen auf. Es kam sogar zum Bürgerkrieg, nach dessen Ende die siegreichen Op- timaten unter dem Diktator Sulla die unterlegenen Po- pularen gnadenlos verfolgten (Proskriptionen). 1 Der junge Caesar, der der popularen Führung nahestand 2 , musste aus Rom fliehen. In die Stadt zurückgekehrt, tat er sich als Redner hervor, reiste aber schon bald wieder ab, um auf der Insel Rhodos beim berühmten Rede­ lehrer Apollonios Molon seine Redetechnik zu vervoll- kommnen. Im Jahr 68 v. Chr. begann Caesar schließlich seine po- litische Karriere. Jeweils zum frühest möglichen Zeit- punkt („suo anno“) durchlief er die Ämterlaufbahn und stürzte sich dabei in Schulden, um sich beim Volk be- liebt zu machen. Im Jahr 63 v. Chr. wurde er überraschen- derweise auch noch Pontifex Maximus (Oberpriester). Der eigentliche Coup aber gelang ihm im Jahr 60 v. Chr., als er ein privates Bündnis mit dem mächtigen General Pompeius und dem reichen Crassus zustande brachte. Dieses sogenannte Erste Triumvirat sicherte Caesar für das folgende Jahr mit dem Konsulat das oberste Amt im Staat. Er nutzte dieses, um u. a. volksfreundliche Acker- gesetze durchzubringen. Die darauf folgende Statthalterschaft in gleich drei Provinzen benutzte Caesar dazu, seinen politischen Er- folgen auch noch militärische folgen zu lassen. In einem langen, blutigen Krieg unterwarf er, ohne den Auftrag dazu erhalten zu haben, Gallien und gliederte es dem Römischen Reich ein. Dadurch bekam er gewaltige Machtmittel in seine Hände. Nicht zuletzt deshalb wandte sich Pompeius von ihm ab. Nach dem Tode des Crassus zerbrach das Bündnis endgültig. Als man ihn entmachten wollte, begann Caesar einen Bürgerkrieg, den er letztlich für sich entscheiden konnte. Die ent- scheidenden Schlachten fanden in Griechenland, Nord- afrika und Spanien statt. Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg war Caesar unum- schränkter Herrscher in Rom (Diktator auf Lebenszeit). Er begnadigte seine Gegner („clementia“), führte Refor- men (z. B. Kalenderreform) und Bauvorhaben durch und plante einen Feldzug gegen die Parther. Zu diesem kam es aber nicht. Denn an den Iden des März (15. März) 44 v. Chr. wurde Caesar von einer Gruppe von Senatoren unter der Führung von Cassius und Brutus ermordet. 1 Caesar war Neffe des berühmten Generals Marius und Schwieger- sohn von dessen Nachfolger als Führer der Popularen Cinna. 2 Die Optimaten vertraten die Interessen konservativer Großgrund- besitzer, die Popularen („Volksfreunde“) verstanden sich als Reformer, die zur Durchsetzung ihrer Vorhaben und Ziele die Massen mobilisierten. Ein Porträt Caesars Der Biograph Sueton (2. Jh. n. Chr.) beschreibt Caesars Aussehen so (Divus Iulius 45; Übersetzung: F. J. Grobauer): Er hatte, wie überliefert wird, eine hohe Statur, weiße Haut, schlanke Glied- maßen, ein etwas zu volles Gesicht und schwarze, lebhafte Augen. Sein Ge- sundheitszustand war tadellos, abgesehen davon, dass er in seinen letzten Lebensjahren öfters plötzlich in Ohnmacht fiel und im Schlaf aufschreckte. Zweimal erlitt er auch während seiner Amtsgeschäfte einen epileptischen An- fall. In der Körperpflege war er recht pedantisch: Er ließ sich nicht nur sorg- fältig scheren und rasieren, sondern auch die Haare auszupfen, wie es manche ihm zum Vorwurf machten. Die Entstellung durch seine Glatze war ihm ein besonderer Dorn im Auge. Denn er hatte oft erfahren, dass sie Ziel des Spotts seiner Gegner gewesen war. Deshalb hatte er sich angewöhnt, sein schütteres Haar vom Scheitel nach vorn zu legen, und von allen Ehrungen, die Senat und Volk für ihn beschlossen hatten, nahm er keine lieber an und in Anspruch als das Recht, auf Dauer einen Lorbeerkranz zu tragen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=