Ex libris Latein-Grundkurs, Schulbuch

Da man im 1. Jahrhundert n. Chr. nicht wusste, dass es sich bei dem Vesuv um einen Vulkan handelt, waren die fruchtbaren Abhänge des Vesuv dicht besiedelt. Als Kampanien 62 n. Chr. von einem Erdbeben erschüttert wurde, dürfte sich der Pfropfen, durch den der Schlot des Vulkans verstopft war, gelockert haben. Eingeschlossene Gase und der Dampfdruck innerhalb der Magmakammer verursachten schließlich die gewaltige Eruption im August 79 n. Chr., die dazu führte, dass die Städte Pompeji, Herculaneum und Stabiae voll- ständig von Staub, Asche und Lava verschüttet wurden. Etwa 2500 Menschen starben dabei und wurden von der über 20 Meter hohen Schicht aus Lava und Gestein begraben, die sich später verhärtete. Die Beschreibung des Vesuvausbruchs in den Briefen des jüngeren Plinius ist überaus exakt und entspricht wissenschaftlichen Erkenntnissen. Daher wird eine Ausbruchsphase bis heute als „Plinianische Eruption“ bezeichnet. Zeitzeugen aus Gips Archäologinnen und Archäologen beschäftigen sich seit dem 18. Jahrhundert mit den Schauplätzen des Vesuvausbruchs. Giuseppe Fiorelli, der im 19. Jahrhundert die Ausgrabungen leitete, modernisierte die Grabungstechniken, grub Verschüt- tetes Schicht für Schicht aus und konnte dadurch die Anordnung der Häuser re- konstruieren. Außerdem ließ er die Hohlräume, die die toten Körper der Menschen und Tiere hinterlassen hatten, mit Gips füllen. Es entstanden Abgüsse, die Mo- mentaufnahmen aus den letzten Stunden von Pompeji liefern. Nicht nur dadurch sind die Funde von Pompeji wichtige Quellen für unser Wissen über das alltägliche Leben der Römer. 1998 erklärte die UNESCO, die United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, Pompeji zum Weltkulturerbe. Diese Auszeichnung wird einzelnen Orten auf der Welt zuteil, die „aufgrund ihrer Einzigartigkeit zu den unschätzbaren und unersetzlichen Gütern der ganzen Menschheit zählen“. Auf eigene Gefahr Über die Jahrhunderte kam es immer wieder zu Ausbrüchen des Vulkans, der letzte ereignete sich 1944. Seit damals ist der Vesuv erloschen, bleibt aber nach wie vor gefährlich. Trotzdem sind heute sogar die Hänge sehr dicht be- siedelt. Mit dem Evakuierungsplan Vesuvia (das italienische Wort via bedeutet „weg“, also „weg vom Vesuv“) aus dem Jahr 2012 möchte die Politik die Bewohnerinnen und Bewohner der „roten Zone“, in der für den Fall eines erneuten Ausbruchs die höchste Gefahrenstufe gilt, mit einer finanziellen Prämie dazu motivieren, in eine andere Gegend zu ziehen. Diese Maßnahme ist aber nicht sehr erfolgreich, heute werden sogar noch zahlreiche weitere neue Häuser am Fuß des Vulkans gebaut. Verfasse mit den Informationen aus dem Lektionstext, den Sachinformationen und der Zeitleiste auf dieser Doppelseite einen Zeitungsbericht, in dem du als Reporterin bzw. Reporter vor Ort von der Naturkatastrophe und dem Schicksal des älteren Plinius berichtest. Dein Text soll maximal 200 Wörter umfassen. Fiorellis Abgüsse können bis heute besichtigt werden. 15.8 Der Vesuvausbruch im August 79 n. Chr. Im antiken Rom war Vulkanis- mus unbekannt, daher gibt es auch kein lateinisches Wort für „Vulkan“. Antike Autoren sprechen immer von einem mons , einem Berg. Einleitende Phase 24. August 79 n. Chr., Vormittag „Plinianische Phase“ 24. August 79 n. Chr., Nachmittag bis etwa 20.00 Uhr Über dem Gipfel des Vesuv erscheint eine ungewöhn- liche Wolke . Plinius der Ältere wird von seiner Schwester darauf hingewiesen und ist davon fasziniert. Rectina , die in der Nähe des Vulkans lebt, bittet Plinius in einem Brief um Hilfe, der etwa zu Mittag ankommt. Es regnet Asche , später weißen und grauen Bimsstein . Gaswolken erreichen ab etwa 15 Uhr Herculaneum . Die Eruption verändert den Küstenver- lauf der Bucht . Plinius segelt von Mise- num zur Küste von Hercula- neum . Sein Interesse ist so groß, dass er die Lage falsch einschätzt und nicht mehr zu Rectina durch- kommt. Er landet in Stabiae , wo sein Freund Pomponianus lebt. 92 15 Der Vesuv bricht aus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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