Ex libris Latein-Grundkurs, Schulbuch

Apoll und Diana bestrafen Niobe, weil der Charakter der Königin einen Fehler hat, von dem antike Mythen häufig erzählen. Die Griechen nen- nen diesen Fehler hybris , die Römer superbia , und sie meinen damit eine Form der Selbstüberschätzung, in der sich Menschen über die ihnen gesetzten Grenzen hinwegsetzen. Sie erkennen in dieser Überheblich- keit die Überlegenheit der Götter nicht an, ziehen sich damit deren Zorn zu und werden hart bestraft. Einige Frevler werden von den Göt- tern getötet, andere müssen für im- mer Strafen in der Unterwelt abbü- ßen und einige von ihnen werden verwandelt. Viele dieser Verwand- lungsmythen erzählt Ovid in seinen Metamorphosen . Die neue Gestalt, die der Mensch dabei annimmt, passt meistens zu seinem Charakter oder erinnert an die Tat, der er sich gegenüber der Gottheit schuldig ge- macht hat. Viele hochmütige Sterb- liche werden von den Göttern in Tiere verwandelt. Mythen von der Selbstüberschätzung Ursprungssagen Wir haben bereits erwähnt, dass eine Hauptfunktion von Mythen darin besteht, den Ursprung ein- zelner Naturerscheinungen zu er- klären. Man nennt eine solche Ursprungssage Aition (griech. aítion – „Ursprung“). Auch Ovid hat zahlrei- che aitiologische Sagen in sein Epos aufgenommen: Die Sage von Niobe ist keine reine Hybris-Geschichte, sondern gleichzeitig auch ein Ur- sprungsmythos. Konflikt mit Grund Verwandlung in 1. Lykaon 2. Arachne 3. Die lykischen Bauern Da erstarrte sie vor Gram; kein Lüftchen bewegte das Haar ihres Haup- tes; aus dem Gesichte wich das Blut; die Augen standen unbewegt in den traurigen Wangen; im ganzen Bilde war kein Leben mehr; die Adern stockten mitten im Pulsschlag, der Nacken drehte, der Arm regte, der Fuß bewegte sich nicht mehr; auch das Innere des Leibes war zum kalten Felsstein geworden. Nichts lebte mehr an ihr als die Tränen; diese rannen unaufhörlich aus den steinernen Augen hervor. Jetzt faß- te den Stein eine gewaltige Windsbraut, führte ihn fort durch die Lüf- te und über das Meer und setzte ihn erst in der alten Heimat Niobes, in Lydien, im öden Gebirge, unter den Steinklippen des Sipylos nieder. Hier haftete Niobe als ein Marmorfelsen am Gipfel des Berges, und noch jetzt zerfließt der Marmor in Tränen. Gustav Schwab, Sagen des klassischen Altertums, 1. Teil, 3. Buch, Niobe Lies in einem Sagenbuch oder im Internet nach, welche Gottheiten Lykaon, Arachne und die lykischen Bauern bestrafen und warum sie das tun. Bringe abschließend noch die Tiere, in die diese Frevler verwandelt werden, in die richtige Reihenfolge, indem du neben das Tierbild die Nummer des jeweiligen Menschen schreibst. Lies den Schluss der Niobe-Sage in der Version von Gustav Schwab, der im 19. Jahrhundert antike Sagen im deutschen Sprachraum populär gemacht hat, und fasse mit eigenen Worten zusammen, welches Aition dem Schicksal der thebanischen Königin zugrundeliegt. Auch in Österreich gibt es aitiologische Sagen. Informiere dich über die Tiroler Volkssage von Frau Hitt, ver- gleiche sie mit Niobe und finde drei Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Frauenfiguren. 13.11 13.12 13.13 80 13 Verbrechen und Strafe Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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