Ex libris Latein-Grundkurs, Schulbuch

Lies den folgenden Text aufmerksam durch und fülle die offenen Lücken mit den folgenden Wörtern richtig aus: Faschingsfeierlichkeiten – Filzkappe – Gedichte – Geschenke – Lehnwort – Schweinsbraten – Sklave – soziale Unterschiede – sprechenden Namen – Verhaltensweisen – Gattung – Zeitgenossen 10.6 Ein Mann mit pilleus auf einer griechischen Vasenma- lerei aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Zeit der Ausgelassenheit Zwischen dem 17. und 23. Dezember fand in Rom alljährlich ein Fest zu Ehren des Gottes Saturn statt, der als Herrscher über ein ursprüngliches, „goldenes“ Zeitalter galt, in dem es weder , Armut noch Gewalt gegeben haben soll. Freie Römer trugen während dieser Feiertage einen pilleus , eine , die ansonsten nur von Freigelassenen getragen wurde. Diener und Herren begegneten einander damit in der „Zwischenkategorie“ des libertus , die die sozialen Schranken für einige Tage aufhob. Römer, die einen besonderen Sinn für Humor hatten, sollen während der Saturnalien ihre Sklaven bei Tisch sogar bedient haben. Man tauschte kleine aus und war offen für Späße, die außerhalb dieser Feierlichkeiten undenkbar waren. Manche Forscher sehen in diesen „Rollenspielen“ Verkleidungen und deuten sie als Vorstufe zu unseren , andere wiederum sehen in den gegenseitigen Beschenkungen Ende Dezember Vorformen heutiger Weihnachtsbräuche. Kulinarisch und komisch Das scherzhafte Testament des Lektionstextes wurde vermutlich vorgelesen, als einer Tischgesellschaft in der Zeit der Saturnalien ein serviert wurde. Die Komik besteht darin, dass alle formalen Merkmale eines römischen Testaments erfüllt werden, der Verfasser aber kein freier Bürger, sondern ein Schwein mit einem römischen Namen ist. Während „Marcus“ noch ein sehr gebräuchliches praenomen ist, handelt es sich bei dem nomen gentile „Grunnius“ um einen , der aus grunnire , dem Verb für „grunzen“, gebildet wird und der auf das „schweinische“ Wesen des Erblassers verweist. Sein cognomen „Corocotta“ dürfte aus einem griechischen gebildet sein, mit dem ein exotisches, herumstreunendes wildes Tier bezeichnet wurde. Der für uns nicht mehr so leicht nachvollziehbare Witz des Saturnalienscherzes dürfte nicht zuletzt auch darin liegen, dass mit dem Schwein ein Lebewesen zum römischen Bürger erklärt wird, das in der Weltordnung noch weiter unten angesiedelt ist als ein . Beißende Komik in Gedichtform Besonders beliebte literarische Scherze in der römischen Gesellschaft waren Epigramme. Diese kurzen dienten ursprünglich lediglich als Grab- oder Weiheinschriften, entwickelten sich aber mit der Zeit zu einer literarischen , mit der sich in der römischen Literatur vor allem der Dichter Martial einen Namen gemacht hat. Martial hat im im 1. Jahrhundert n. Chr. mehr als 1200 Epigramme verfasst, deren Großteil sich durch beißende und bösartige Komik gegenüber auszeichnet. In seinen Gedichten wird nichts und niemand verschont, Martial verspottet darin alle Tätigkeiten und sämtlicher sozialen Schichten, Berufe und Altersgruppen. Ein römischer Name be- steht aus einem meist abgekürzten praenomen (Vorname, z. B. „M.“ für „Marcus“ oder „T.“ für „Titus“), einem nomen gentile (Familiennamen) und einem cognomen , den man aber nur in der Oberschicht führte. 62 10 Tage der verkehrten Welt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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