Ex libris Latein-Grundkurs, Schulbuch

Neben dem gelegentlichen Vergnü- gen durch Spiele im Amphitheater und im Circus zählte der Besuch der großen Badeanlagen für die meis- ten Bewohner Roms zum alltägli- chen Leben. Der Besuch dieser Bä- der war nicht nur angenehmer Luxus, sondern auch eine Notwen- digkeit, da die meisten Häuser nicht über fließendes Wasser verfügten. Die großen Wassermengen, die da- bei für den täglichen Badebetrieb notwendig waren, wurden über wei- te Strecken mit Wasserleitungen, den sogenannten Aquädukten, her- beigeschafft. Diese Meisterwerke antiker Ingenieurskunst verliefen zum Teil unterirdisch, zum Teil aber auch an der Oberfläche, wo das Wasser über bis zu 30 Meter hohe Bogenkonstruktionen in Arkaden- form transportiert wurde. Über die längste dieser Wasserleitungen, die Aqua Marcia , kamen pro Tag etwa 190 Millionen Liter Wasser von einer etwa 90 Kilometer entfernten Quelle nach Rom. In den großen Badeanla- gen, die meist von einem Kaiser oder einem anderen wohlhabenden Sponsor errichtet worden waren, wurde das Wasser durch ein Hei- zungssystem, das sogenannte hypo- caustum , erhitzt, indem aus einem Heizraum im Keller Wasserdampf über Hohlziegel emporstieg und die Böden und Wände der Becken er- wärmte. Diese so entstandene Wär- me gab den Thermen auch ihren Namen (griech. thermós – „warm“). Unterschiedliche Freizeitvergnügen Alle Thermenkomplexe waren in ih- rem Grundriss ähnlich angelegt. In großen Thermen gab es getrennte Bereiche für Männer und Frauen, al- lerdings hielt man sich nicht immer an diese strikte Trennung. Die Besu- cher betraten das apodyterium , ei- nen Umkleideraum, in dem sie ihre Kleider in Fächern ablegten, die aber nicht verschlossen werden konnten, sondern von einem Skla- ven bewacht wurden. Meist besuch- te man alle weiteren Stationen in der Thermenanlage nackt, nur weni- ge Gäste trugen einen Lenden- schurz. Hier boten sich unterschied- liche Möglichkeiten an: Man konnte sich einölen und so auf der palaest- ra Sport betreiben. Danach kratzte man sich das Öl zusammen mit Schmutz und abgestoßenen Haut- partikeln mit der strigilis, einem spe- ziellen Schaber aus Metall, ab. In frigidarium , tepidarium und caldari- um wurden Dampf- und Wannenbä- der in unterschiedlichen Temperatu- ren angeboten. Im Anschluss daran konnte man entweder in der natatio in kaltem Wasser schwimmen oder andere Aktivitäten aus dem vielfäl- tigen Angebot nutzen. Es gab Mas- sagen, Ballspiele, Kosmetikbehand- lungen, kleine Imbisse, Bibliotheken und Diskussionsrunden, bei denen man auf Freunde oder wichtige Ge- schäftspartner stoßen konnte. Der Pont du Gard ist ein gut erhaltenes Aquädukt im Süden Frankreichs. Nach dem Sport reinigte man den Körper mit einer strigilis (Schaber). Neue Formen der Entspannung „Jagen, baden, spielen, lachen – das heißt leben“ – Römische Inschrift aus Nordafrika Vergleiche den Grundriss der Thermen von Pompeji mit dem Angebot der Therme Wien (Grundriss eines Bereiches im SaunaStein) in Wien und zeige Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. Welche Einrichtungen einer antiken Therme kann man auch in Wien nutzen? 8.12 50 8 Entspannung in den Thermen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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