Ex libris Latein-Grundkurs, Schulbuch
Ursprünglich waren die Spiele, die das Publikum im Lektionstext sehnsüchtig erwartet, kein Unterhaltungs- programm, sondern religiöse Feste: Die Etrusker töteten während der Begräbnisse für gefallene Soldaten Kriegs- gefangene. Diese Opfer sollten den Verstorbenen in der Unterwelt als Sklaven dienen. Später ließ man stattdes- sen zwei bewaffnete Gladiatoren (abgeleitet von gladi- us – „Schwert“) gegeneinander kämpfen, um die Toten- götter durch das Blut des Verlierers zu versöhnen. Den Römern gefiel dieser Brauch, und deshalb finanzier- ten die Angehörigen eines Verstorbenen immer umfang- reichere Schaukämpfe, für die sich auch Menschen inte- ressierten, die nicht zu den Trauergästen zählten. Aus diesen Leichenspielen entwickelten sich regelrechte Volksfeste, die bald von Politikern finanziert wurden, die sich unmittelbar vor Wahlen beim Volk beliebt machen wollten. Die römische Führung erkannte, dass sie politi- sche Unruhen verhindern konnte, wenn sie dem Volk regelmäßig panem et circenses („Brot und Spiele“) bot. Tiere in der Arena Neben den Kämpfen einzelner Gladiatoren gegeneinan- der wurden im 2. Jahrhundert n. Chr. auch venationes („Tierhetzen“) veranstaltet. Dabei kämpften Tiere ent- weder gegeneinander, wurden von venatores („Jäger“) erlegt oder töteten Sklaven, Verbrecher oder Kriegsge- fangene, die, wie Androklus, zum Tode ad bestias verur- teilt worden waren. Diese Erweiterung bot dem Publi- kum einerseits Abwechslung, andererseits konnte der Kaiser dem Volk aber auch exotische Tiere aus neu er- oberten Gebieten präsentieren und damit indirekt seine Macht demonstrieren. Berühmte Schauplätze Veranstaltet wurden diese Schauspiele zuerst im Circus Maximus, in dem zuvor nur Wagenrennen und sport- liche Wettkämpfe stattgefunden hatten, später auch im „flavischen Amphitheater“ (von griech. amphi – „rundherum“), das von dem Flavierkaiser Vespasian ge- plant worden war und 80 n. Chr. von dessen Sohn Titus mit prächtigen ludi eröffnet wurde. Bekannt ist diese Arena, in der mehr als 50 000 Zuschauer dicht gedrängt Platz nehmen konnten, vor allem unter der Bezeichnung „Colosseum“: In der Nähe des Theaters befand sich näm- lich eine goldene Kolossalstatue (von griech. kolossos – „riesiges Standbild“), welche die Züge Kaiser Neros hatte. Beide Schauplätze, der Circus Maximus und das Colosseum, zählen bis heute zu Roms beliebtesten Tou- ristenattraktionen. Auf diesem Mosaik aus Nordafrika wird ein Mann gezeigt, der zur Hinrichtung ad bestias verurteilt worden ist. Die Entwicklung der Gladiatorenspiele Markiere in diesem Text Informationen, die sich auch im lateinischen Lektionstext finden, mit Farbe. Zeige, inwieweit in dem hier abgebildeten Mosaik auch auf die wachsende Größe des Römischen Reiches hingewiesen wird. Überlegt gemeinsam, welche Veranstaltungen heute die Funktion der antiken Gladiatorenspiele und Tierhetzen eingenommen haben. Besprecht auch, wie ihr zu derartigen Veranstaltungen steht. 7.7 7.8 7.9 44 7 Brot und Spiele Nur zu Prüfzwecke – Eigentum des s Verlags öbv
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