Ex libris Latein-Grundkurs, Schulbuch

Sagenhafte Könige Im ersten Buch seiner Ab urbe condita libri erzählt Titus Livius ausführlich die Sagen der römischen Königszeit. Sieben Könige sollen insgesamt 244 Jahre lang regiert haben, bis die Römer Tarquinius Superbus ( superbus „arrogant, hochmütig“) aus der Stadt vertrieben und das Königtum abgeschafft haben. Rückblende: Nach dem Tod des Aeneas übernimmt sein Sohn Ascanius die Herrschaft in Latium. Einer seiner Nachfolger ist Numitor, der von seinem Bruder Amulius gestürzt wird. Amulius lässt die Zwillinge Romulus und Remus, die Söhne des Kriegsgottes Mars und der Pries- terin Rhea Silvia und damit die Enkel Numitors, am Tiberufer aussetzen. Eine Wölfin soll die beiden gefun- den und gesäugt haben. Als sie erwachsen sind, töten sie Amulius und machen ihren Großvater wieder zum König. Sie wollen aber selbst auch herrschen und bege- ben sich auf die Suche nach einem geeigneten Sied- lungsplatz. Als sie in der Nähe des Tiberufers fündig werden, beginnen sie zu streiten, wer die neue Stadt regieren und ihr den Namen geben soll. Schließlich setzt sich Romulus durch und baut eine Stadtmauer, die Remus belächelt und überspringt, um seinen Bruder zu ärgern. Weil für den Gründer das pomerium , die Stadt- grenze, als heilig gilt, wird Romulus zornig und tötet Remus. Diese Tat ist für die Römer aber ebenso kein Ver- brechen wie der Raub der Sabinerinnen, weil für Romu- lus dabei stets das Wohl seiner Stadt im Vordergrund steht. Am Ende seines Lebens soll der erste König Roms „7-5-3: Rom schlüpft aus dem Ei“: Ein römischer Ge- lehrter gab den 21. April 753 v. Chr. als den „Geburts- tag“ Roms an, was jedoch nicht der historischen Wirk- lichkeit entspricht. Trotzdem wird dieser Tag bis heute in Rom gefeiert. unter die Götter aufge- nommen worden sein. Reale Siedler In der historischen Wirk- lichkeit haben die Könige von Rom wohl niemals exis- tiert. Es gibt auch kein genaues Gründungsdatum Roms, da die Stadt zwischen 1000 und 800 v. Chr. durch die Verschmelzung einzelner Siedlungen entstanden sein dürfte. Auf diesen Umstand spielt auch die Sage vom Raub der Sabinerinnen an: Einzelne Stämme, die sich in der fruchtbaren und durch den Tiber ans Meer ange- bundenen und damit für Handel und Salzversorgung idealen Landschaft angesiedelt hatten, begannen sich zu vermischen. Im damaligen Italien waren die Etrusker, die nördlich von Latium siedelten, besonders mächtig und kulturell hoch entwickelt. Sie expandierten nach Süden, stießen dabei auf die Siedlungen am Tiber und gliederten sie in ihren Herrschaftsbereich ein. Sie re- gierten dort lange Zeit und gaben viele kulturelle Errun- genschaften aus unterschiedlichen Bereichen (z. B. Re- ligion, Verwaltung, Lebensstil) an die Römer weiter. Später lehnten sich die Römer gegen die etruskische Herrschaft auf und konnten sie vertreiben – allerdings erinnerten sich die Römer später etwas anders an die Gründung ihrer Stadt, als sie sich tatsächlich zugetra- gen haben dürfte. Der spanische Maler Pablo Picasso hat 1962 den Raub der Sabinerinnen in einem Gemälde dargestellt, das heute imMusée National d’Art Moderne in Paris ausgestellt wird. Vergleiche dieses Bild mit dem lateinischen Lektionstext und stelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest. Welcher Teil der Erzählung ist darauf zu sehen? Erstelle ein picture dictionary , indem du das Bild mit lateinischen Vokabeln des Lektionstextes beschriftest. 4.8 4.9 26 4 Der Raub der Sabinerinnen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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