Ex libris Latein-Grundkurs, Schulbuch

Thomas Morus skizziert in seinemWerk Utopia , was übersetzt so viel wie „Nicht-Ort“ oder „Nirgendland“ bedeutet, das Bild von einer idealen, nicht realisierbaren (oder noch nicht realisierten) Gesellschaft, die mit der Wirklichkeit, die den Autor und sein Publikum umgibt, wenig gemeinsam hat. Morus gliedert seinen Roman in zwei Abschnitte: Der erste liefert eine Rahmenhandlung, in der Morus die politische Gegenwart in England, die Herrschaft von König Heinrich VIII., kritisiert, in der Menschen schon für kleine Verbrechen hingerichtet werden. Im zweiten Teil geht er ausführlich auf das Leben auf der aus seiner Sicht idealen Insel Utopia ein. Auf dieser Insel gilt beispiels- weise Folgendes: • Ältere bestimmen über Jüngere. • Die Häuser auf Utopia werden alle zehn Jahre unter den Bewohnern verlost, damit niemand durch die Lage seiner Wohnung privilegiert ist. • Die Häuser sind nicht versperrt, da niemand etwas besitzt, was nicht auch ein anderer selbstverständlich bekommen kann. • Ein alljährlich gewählter Vorsteher führt die Oberaufsicht über einen Verband von 30 Familien. • Es gibt kein Geld auf Utopia. • Es herrscht kein Mangel an Waren und Gütern, daher verspüren die Bewohner auch keinen Neid und keine Gier. • Männer und Frauen leisten regelmäßig Kriegsdienst. • Bevor Paare heiraten, werden sie einander nackt vorgestellt. • Mehrere Familien kochen und essen gemeinsam in Gruppenräumen. • Privateigentum existiert nicht – jede und jeder erhält das, was die Gemeinschaft produziert, nach dem persönlichen Bedarf zugeteilt. • Städte dürfen nur eine bestimmte Größe erreichen. Ist eine Stadt zu dicht besiedelt, wird das durch Migration oder durch die Gründung einer Kolonie im Ausland ausgeglichen. • Unheilbar Kranke versucht man zu trösten, indem man Zeit mit ihnen verbringt und versucht, ihnen Erleichte- rung in allen Lebensbereichen zu bieten. • Verheiratete Paare bleiben einander ein Leben lang treu. Derartige „utopische“ Geschichten, die von einer besserenWelt träumen, erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit und werden nach wie vor von zahlreichen Autorinnen und Autoren verfasst. Viele Schriftstellerinnen und Schrift- steller schreiben aber auch negative Utopien, die ungewisse und problematische Blicke in die Zukunft werfen. Solche Geschichten nennt man „Dystopien“. Gemälde von Pieter Breughel d. Ä., 1576 Sehnsuchtsorte außerhalb der Wirklichkeit Überlege, welche der hier angeführ- ten Punkte du tatsächlich als „ideal“ empfindest und welche dir nicht zu- sagen. Diskutiert anschließend über eure Standpunkte und begründet eure Ansicht. Sammelt gemeinsam Beispiele für utopische und dystopische Litera- tur und stellt sie einander vor. Besprecht anschließend, ob sich – auch mit Blick auf den Lektions- text – gewisse Merkmale dieser Gattung bestimmen lassen, die auf alle Texte zutreffen, die ihr bearbeitet habt. Eine der bekanntesten Utopien ist ein Märchen. Finde anhand des Bildes heraus, welches Märchen gemeint ist. 26.11 26.12 26.13 162 26 Lebensräume, Lebensträume N r zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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