Ex libris Latein-Grundkurs, Schulbuch

Auf der Karte, die auf der letzten Doppelseite dieses Buches abge- druckt ist, sieht man das Römische Reich zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung (am Beginn des 2. Jahr- hunderts n. Chr.). Da es unmöglich war, dieses riesige Gebiet nur von Rom aus zu regieren, war es in ein- zelne Gebiete, die sogenannten „Provinzen“ aufgeteilt, die von ei- nem Statthalter Roms verwaltet wurden. Dieser war in seiner Provinz der oberste Befehlshaber über die dort stationierten Truppen, der oberste Richter sowie der höchste Finanz- und Verwaltungsbeamte. Viele Statthalter waren korrupt und missbrauchten ihr Amt, um sich per- sönlich zu bereichern. Da die Provin- zen Rom unterstanden, mussten deren Bewohner Steuern zahlen und Abgaben – oft in Form von Na- turalien, z. B. Getreide – leisten. Lan- ge Zeit hatten die Menschen in den Provinzen kein römisches Bürger- Die Römer und ihre Provinzen recht und fühlten sich von den römi- schen Besatzern, die wirtschaftlich von der Eroberung der fremden Ge- biete sehr profitierten, ausgebeutet. Die Römer wiederum rühmten sich damit, humanitas , „menschliche Kul- tur“, in die eroberten Gebiete ge- bracht zu haben und bauten diese mit ihren zivilisatorischen Errungen- schaften aus. Sie errichten in den Provinzen ähnliche Straßen, Ther- men, Tempel oder Verwaltungsge- bäude wie in Italien. In diesem Pro- zess der „Romanisierung“ waren die Römer fremden Kulturen und Religi- onen gegenüber überaus tolerant. Solange man die römische Herr- schaft und die Autorität des Kaisers akzeptierte, durfte man parallel dazu an eigenen kulturellen Prakti- ken festhalten. Damit wurde Rom zu einem mehrsprachigen und multi- kulturellen Weltreich, das immer mehr auf Integration setzte. Untersucht auf der Karte des Römischen Reiches auf S. 192 die Namen der römischen Provinzen und stellt fest, welche Länder und Regionen bis heute nach ihren römischen Namen bezeichnet sind. Der Einfall der Römer in Britannien wird auch im 35. Band der Comic-Reihe Asterix ( Asterix bei den Pikten , erschienen 2013) thematisiert. Vergleiche den abgedruckten Ausschnitt daraus mit dem Inhalt des Lektions- textes und erläutere, wodurch sich das Verhältnis zwischen Inselbewohnern und Römern in den beiden Texten unterscheidet. Ermittle mithilfe der Karte des Römischen Reiches auf S. 192, welche Provinzen auf dem heutigen österreichi- schen Staatsgebiet lagen. Recherchiere anschließend online, welche Spuren der Herrschaft Roms bis heute sichtbar sind, und stelle sie – am besten mit anschaulichem Bildmaterial – in der Klasse vor. 22.10 22.11 22.12 Die Römer in Britannien In unserem Lektionstext ist von der Toleranz der Römer wenig zu spü- ren, da sich die Bewohner der briti- schen Inseln lange Zeit erfolgreich gegen die fremde Herrschaft zur Wehr setzen konnten und die Römer das Land erst nach erbitterten Kämpfen und Aufständen erobern konnten. Bereits C. Iulius Caesar hat- te eine Expedition nach Britannien geleitet, eine römische Provinz wur- de die Insel allerdings erst im 1. Jahr- hundert n. Chr. unter Kaiser Claudi- us. Anfangs erstreckte sich der römische Verwaltungsbereich nur über ein kleines Gebiet im Süden, der später aber ausgeweitet werden konnte. An die Zeit der Besatzung durch die Römer in Britannien erin- nert heute neben einigen Thermen- anlagen noch der größtenteils sehr gut erhaltene Hadrianswall, ein im Norden der Insel gelegenes Befesti- gungssystem. Allerdings fielen im 5. Jahrhundert n. Chr. im Zuge der gro- ßen europäischen Völkerwanderung zahlreiche germanische Völker, etwa die Angeln und die Sachsen, in Bri- tannien ein und setzten der römi- schen Herrschaft ein Ende. Lektüretipp: Der britische Autor Simon Scarrow liefert in seinem historischen Roman Im Zeichen des Adlers (und in einigen Folgebänden) lebendige Einbli- cke in die Welt des römischen Heeres zur Zeit der Invasion in Britannien. 138 22 Die Teile des Weltreichs Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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