Ex libris Latein-Grundkurs, Schulbuch

Die römische Republik Zwischen dem Ende der römischen Königszeit und dem Prinzipat des Augustus lag eine Zeitspanne von fast 500 Jahren, die als die Zeit der römischen Republik bezeich- net wird. In dieser römischen res publica herrschte eine klare Trennung der politischen Kompetenzen zwischen Beamten, dem Senat und der Volksversammlung. Damit verbunden waren aber auch große politische und sozi- ale Gegensätze: Die Bauern verarmten, und es entstand ein besitzloses Proletariat, die Plebejer. Da die herr- schenden Kreise, die Patrizier, nach immer mehr Macht und Wohlstand strebten, verhinderten sie nötige Refor- men, um dem ärmeren Teil der Bevölkerung zu helfen. In dieser Zeit spaltete sich der Senatorenstand in zwei Lager: Auf der einen Seite standen die Optimaten („die Besten“), die die Macht des Senates stärken und sich dieser bedienen wollten, auf der anderen Seite die Po- pularen („Männer des Volkes“). Im 1. Jahrhundert v. Chr. kam es zwischen diesen beiden Gruppierungen zu An- schlägen, Verfolgungen und schließlich zu einem Bür- gerkrieg, der bis zur Machtübernahme durch Octavian andauerte. Der Weg in den Senat Um Senator zu werden, musste ein römischer Bürger davor eine Reihe von politischen Ämtern, den soge- nannten cursus honorum , durchlaufen. Dabei handelte es sich um Ehrenämter, die unbezahlt, aber mit großen Ausgaben verbunden waren. Daher wurden diese fast ausschließlich von Männern aus wohlhabenden Famili- en bekleidet. Für alle diese Funktionen galten ein Min- destalter und die Prinzipien der Kollegialität (man übt ein Amt niemals alleine aus, sondern hat immer min- destens einen Kollegen) und der Annuität (jedes Jahr wurden die Ämter von der Volksversammlung neu ge- wählt) und das Verbot der Anhäufung dieser Ämter, die Ämterkumulation. Es gab: • 20 Quästoren, die die Staatskasse verwalteten; • vier Ädile, die sich um die Organisation der Spiele und um die Verwaltung der Polizei kümmerten; • sechs bis acht Prätoren, die für die Rechtsprechung zuständig waren; • zwei Konsuln, die Senatssitzungen leiteten und den Oberbefehl über das Heer innehatten. Nach der politischen Laufbahn wurden diese Beamten zu Senatoren ernannt. Im Senat bereiteten etwa 600 Se- natoren die Gesetze vor, die von der Volksversammlung beschlossen wurden. Zwei gegensätzliche Politiker Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) wurde als homo novus , als ein politischer Newcomer, der nicht aus einer alten Senatorenfamilie stammte, ein bedeutender Poli- tiker der Republik. Er erhielt seine Schulbildung in Rom und begab sich anschließend auf Studienreise nach Griechenland, wo er sein Talent als Redner bei großen Rhetoriklehrern seiner Zeit perfektionierte. Er kehrte als junger Anwalt nach Rom zurück, konnte einige wichtige Erfolge für sich verbuchen und erzielte den endgültigen Durchbruch im Prozess gegen C. Verres, den ehemaligen römischen Statthalter in der Provinz Sizilien, der sich dort skrupellos bereichert und willkürlich regiert hatte. Cicero brachte in seiner eindrucksvollen Rede so viele Beweise gegen Verres vor, dass sich dieser freiwillig ins Exil begab. Dieser Erfolg verhalf Cicero schließlich dazu, dass er zum frühestmöglichen Zeitpunkt zum Konsul gewählt wurde. Ciceros wichtigste Tat in diesem Amt war die Nieder- schlagung der catilinarischen Verschwörung. Catilina war selbst Senator und plante gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten einen Staatsstreich, doch Cicero griff ihn in einer Senatssitzung offen an und durchkreuzte seine Pläne. Mit Zustimmung des Senats ließ Cicero ei- nige führende Catilinarier ohne Gerichtsverfahren hin- richten, was ihm seine Gegner später zum Vorwurf machten; sie bewirkten dadurch, dass Cicero, der durch seine Taten als pater patriae gerühmt worden war, Rom verlassen und ins Exil nach Dyrrhachium (im heutigen Albanien) gehen musste. Cesare Maccari, Cicero beschuldigt Catilina im Senat der Verschwörung , 1889 Auf dieser Seite finden sich viele Namen und Begriffe aus der römischen Politik. Erstelle ein Glossar, das dir das Lernen dieser neuen Bezeichnungen erleichtert. Betrachte das hier gezeigte Gemälde und beschrifte die darauf abgebildeten Figuren: Welche stellt Cicero dar, welche Catilina? Was lässt sich aus deren Körpersprache schließen? Welche Reaktion der übrigen Senatoren zeigt der Künstler? Wie deutet Maccari an, in welcher Umgebung diese Senatssitzung stattfindet? 21.8 21.9 132 21 Der Feind im Inneren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verl gs öb

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