am Puls Biologie 8, Schulbuch

99 Die Entstehung der Artenvielfalt 5.1 Die Entstehung der Artenvielfalt Was ist eine Art? Glossar 1 Morphologie , vom Griechischen morphe für Gestalt oder Form, bezeichnet die Lehre von der Gestalt, Form bzw. Struktur der Organis- men. 2 Kryptospezies , vom Griechischen kryptos für versteckt. Aufgabe W 1 Tier- und Pflanzenarten: Liste Tier- und Pflanzenarten auf, die dir einfallen. Über- prüfe anschließend durch Suche im Internet, ob es sich dabei wirklich um Arten handelt. Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: Nicht nur die Definiti- on der Art ist schwierig, die anderen Kategori- en sind noch weniger exakt festgelegt. Die Art ist sogar die eindeutigste Kategorie, wie die hier vorgestellten Definitionen zeigen. Du hast im vorigen Semester gelernt, nach wel- chen Mechanismen Evolution erfolgt. Lebewesen zeigen eine gewisse Variabilität, die als Grundla- ge für die Selektion dient: Je nach Umweltbedin- gungen überleben die Bestangepassten. Dazu kommen Zufallsfaktoren wie die genetische Drift. So weit, so gut. Doch wie kommt es dazu, dass neue Arten entstehen? Und was ist das über- haupt – eine Art? In der Systematik ist eine Art zunächst einmal ei- ne bestimmte Kategorie : Mehrere Arten werden zu einer Gattung zusammengefasst, Gattungen zu Familien, diese zu Ordnungen, weiter zu Klas- sen, dann Stämmen und Reichen. Diese Eintei- lung ist nützlich für das Erstellen von Stammbäu- men, definiert aber nicht die Art. Und tatsächlich ist diese auch gar nicht so leicht zu definieren. Denn eine biologische „Art“ ist nichts starr Festgelegtes. Es ist eine Momentauf- nahme von Populationen, die ständig im Fluss sind. Diese Dynamik macht es schwierig zu defi- nieren, was denn eine „Art“ ausmacht und wie sie abgegrenzt ist. Dazu können Arten nach ver- schiedenen Kriterien definiert werden. Eines haben alle Artbegriffe gemeinsam: Jede biologische Art wird fachlich über die binäre Nomenklatur benannt: Der Artname setzt sich aus dem Namen der Gattung, der mit einem Großbuchstaben beginnt, und dem Zusatz für die jeweilige Art, der mit einem Kleinbuchstaben beginnt, zusammen, zB Homo sapiens für den Menschen. Die Definition einer Art kann nach ver- schiedenen Kriterien erfolgen Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Äußere Merkmale können zur Definition der Art verwendet werden Kann man nicht einfach alle Individuen, die gleich aussehen, als Art definieren? Bei Hunden führt dies zu Schwierigkeiten: Alle Haushunde gehören ebenso wie der Wolf zur Art Canis lupus und doch sehen ein Wolf, ein Dalmatiner und ein Yorkshire Terrier sehr unterschiedlich aus. Äußer- liche Merkmale sind also in manchen Fällen we- nig geeignet, um Lebewesen in Arten einzuteilen ( k Abb. 1). Eine solche Einteilung kann aber sinn- voll sein, wenn man die richtigen Merkmale heranzieht. Bei Marienkäferarten sind zB die Hartteile des eschlechtsapparats deutlich unter- schiedlich, aber artspezifisch . Da Zwischenfor- men fehlen, ist es wahrscheinlich, dass jeder Typ einer eigenen Art zuzuschreiben ist. Andere Bei- spiele für morphologische 1 Merkmale, die zur Artabgrenzung dienen, sind Gebissdetails bei Säugetieren, Flossendetails bei Fischen oder Bein- und Flugeldetails bei Insekten. So kommt man zum morphologischen Artbegriff : Arten sind Gruppen von Individuen, die sich anhand mor- phologischer Merkmale zuverlässig voneinander unterscheiden lassen. Arten, die gemäß dieser Definition festgelegt sind nennt man auch Mor- phospezies . Bestimmungsbücher arbeiten mit diesem Artbegriff, und auch fossile Arten können nur nach diesem eingeordnet werden. Die Abgrenzung nach morphologischen Merkma- len bleibt aber problematisch. Wie deutlich müs- sen Unterschiede sein, damit man eine neue Art abgrenzt? DNA-Vergleiche ( k phylogenetischer Artbegriff, S. 100) zeigen zudem, dass äußerlich annährend identische Individuen manchmal ge- netisch so unterschiedlich sind, dass sie mehre- ren Arten zugeordnet werden müssen. In diesem Fall spricht man von mehreren kryptischen Arten oder Kryptospezies 2 . Die Morphospezies ist eine Art, die nach äußeren Merkmalen definiert ist Abb.1: Harlekinmarienkäfer oder Asiatischer Marien- käfer ( Harmonia axyridis ). Obwohl die hier gezeigten Tiere unterschiedliche Farbmuster zeigen, gehören sie alle zur selben Art. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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