am Puls Biologie 8, Schulbuch

89 Evolution des Menschen Die Geschichte von Homo sapiens ist eine von Migration und Vermischung 67 000 Jahre 200 000 Jahre 300 000 Jahre 2000 Jahre 1500 Jahre polynesische Inselwelt 50 000 Jahre 20 000 Jahre 14 000 Jahre 40 000 bis 60 000 Jahre Beringstraße Abb. 9: Homo sapiens verbreitete sich von Afrika ausgehend rasch über die ganze Erde. Die Zahlen geben an, wie viele Jahre die Erstbesiedelung zurückliegt. In Südafrika wurde 2013 eine neue Menschenart, Homo naledi , ent- deckt In Europa trifft H. sapiens auf Homo neander­ thalensis , die Nachfahren der ersten Auswan- derungswelle von Homo erectus . Fast 1 Million Jahre vor H. sapiens nahm schon H. erectus diesen Weg aus Afrika und hat sich in Europa und Asien verbreitet. Auch in Asien trifft H. sapiens auf die Nach- fahren von Homo erectus , der Asien bereits vor etwa 1 Million Jahren erreichte. Homo erectus hat es nie bis Amerika geschafft. Hier betritt der H. sapiens Neuland. Die amerikanische Urpo- pulation stammt also aus dem asiatischen Zweig von H. sapiens . Unser Verständnis zur Besiedlung der Kontinente durch Homo sapiens basierte lange auf der allei- nigen Interpretation von Fossilien und archäolo- gischen Funden, bis die Analyse von DNA und insbesondere von „ancient DNA“, darunter ver- steht man DNA, die Jahrzehnte bis Jahrtausende alt ist, möglich wurde. Viele Unklarheiten über unsere Abstammung konnten dadurch ausge- räumt werden. Viele der neuen Erkenntnisse belegen, dass die Geschichte des modernen Menschen eine Geschichte von wiederholter Migration und Vermischung von Populationen ist. Von Afrika ausgehend erfolgte die Besiedlung von Eurasien unter anderem entlang der Küsten bis hin nach Südostasien und Ozeanien ( k Abb. 9). Australien wurde schließlich vor 50 000 Jahren besiedelt. Während dieser Zeit war der Meeresspiegel viel niedriger, und die Insel- welt von Südostasien bildete eine zusammen- hängende Landmasse. Ebenso waren Australien und Neuguinea verbunden. Ein Vergleich der DNA von indigenen Einwohnern Australiens mit Menschen aus Südostasien und afrikanischen Populationen belegt diese Besiedelungsroute. Jene Menschen, die von Asien aus kommend Amerika besiedelten, sind die Vorfahren der Ureinwohner Amerikas. Durch den niedrigen Meeresspiegel war zwischen dem nordöstlichen Sibirien und dem westlichen Alaska eine Land- brücke entstanden. Die Erstbesiedler Amerikas migrierten so über die Beringstraße nach Ameri- ka ( k Abb. 9). Die Besiedelung erfolgte vermut- lich vor knapp 20 000 Jahren. Die ältesten archäo- logischen Funde aus den USA sowie aus Chile belegen die Präsenz von H. sapiens in Amerika vor zumindest 15 000 Jahren. Genetische Verglei- che bestätigen diese Besiedlungsroute: Die engs- ten Verwandten der amerikanischen Ureinwoh- ner stammen aus dem heutigen nordöstlichen Sibirien. Aber nicht nur der Mensch nützte die entstandene Landbrücke: Auch der Grizzlybär wanderte von Sibirien kommend nach N-Amerika ein. Die Südspitze Amerikas erreichte der moder- ne Mensch schließlich vor 14 000 Jahren. Manche abgelegenen Inseln wie Hawaii, Mada- gaskar und die polynesischen Inseln waren bis vor rund 1 500 Jahren frei von menschlicher Be- siedelung ( k Abb. 9). Reproduktion Aufgaben W 1 Recherchiere zur Besiedelung der Osterinsel. Fasse zusammen wo die Insel liegt, was man über die Besiedelung weiß, und woher die Belege dafür stammen. S 2 Lege dar, warum die Idee der „Reinrassigkeit“ von menschlichen Völkern keinen Sinn ergibt, wenn man die Geschichte der wiederholten Durchmischung von Popula- tionen des modernen Menschen kennt. Basiskonzept Reproduktion: Die unterschiedlichen Populationen des modernen Menschen vermischten sich in der Geschichte unzählige Male. Nur zu Prüfzwec en – Eigentum des Verlags öbv

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