am Puls Biologie 8, Schulbuch

87 Evolution des Menschen Ein großes Gehirn kennzeichnet die Gattung Homo Pan troglodytes Schimpanse Homo neanderthalensis Australopithecus africanus Homo habilis Homo sapiens Homo erectus Gehirnvolumen (100 cm 3 ) Das Skelett von Homo erectus ist jenem des moder- nen Menschen, bis auf das viel kleinere Gehirn, sehr ähnlich Abb. 7: Gehirngrößen von Schimpanse, Australopithecus und Arten der Gattung Homo . Die Würfel neben den rekonstruierten Schädeln verdeutlichen in etwa die Größe der Gehirne, die allerdings innerhalb einer Art stark variiert. Das wachsende Gehirnvolumen bei den Arten der Gattung Homo passt zu Funden, die zeigen, dass die Jagdwaffen, die diese Frühmenschen herstellten, immer besser wurden. Über Homo habilis wissen wir nur wenig. Die Art starb vor etwa 1,4 Millionen Jahren aus. Mehr als über Homo habilis ist über die jüngere Art Homo erectus 1 bekannt. Ein spektakulärer Fund gelang 1984 am Turkana-See in Kenia, wo ein 1,6 Millio- nen Jahre altes und nahezu vollständiges Skelett eines 11–15 jährigen Burschen, der 160 cm groß war und rund 35 kg gewogen haben dürfte, ge- funden. Dieses menschliche Fossil bekam den Namen Turkana-Boy . Auf den ersten Blick ist dieses Skelett kaum von jenem des modernen Menschen zu unterschei- den – wäre da nicht der vergleichsweise kleine Schädel mit einem Gehirnvolumen, das mit 880 cm 3 nur 2/3 so groß ist wie das des modernen Menschen Homo sapiens ( k Abb. 7) . Turkana-Boy gehört der Art Homo erectus an, die manchmal auch in zwei Arten unterteilt wird, die ältere H. ergaster und die jüngere H. erectus ( k S. 86, Abb. 6). Homo erectus war ein Jäger und Samm- ler, der sich von Früchten, Wurzeln und Fleisch er- nährte. Wie verkohlte Knochen und Rußspuren an verschiedenen Fundstätten belegen, konnte er bereits mit Feuer umgehen. Glossar 1 Homo erectus : „aufrechter Mensch“, vom Lateinischen erigere = aufrichten Aufgabe E 1 Sammle Daten zur Gehirngröße von Genies, zB von Nobelpreisträgern und -träge- rinnen, und von anderen erwachsenen „Durchschnittsmenschen“. Analysiere die Unterschiede in diesen Werten, und ziehe Schlüsse über den Zusammenhang zwischen Gehirnvolumen und Intelligenz innerhalb der Art des modernen Menschen. Homo erectus beginnt zu wandern Während sich alle seine Vorfahren in der afrikani- schen Heimat aufhielten, begann H. erectus zu wandern. Über Vorderasien , wo er sich bereits vor 1,8 Millionen Jahren im Bereich des Kaukasus aufhielt, wanderte H. erectus in mehreren Wellen, bis nach Europa, wo er sich zu Homo heidelber­ gensis weiterentwickelte. Er erreichte China, Ost- asien und die indonesischen Inseln . Dort lebte er vermutlich bis vor ca. 60 000 Jahren – also bis in Zeiten, in denen große Teile der Welt bereits vom modernen Menschen Homo sapiens besiedelt worden waren. Skelettfunde auf der Insel Flores bei Java, die im Gegensatz zu anderen Inseln Südostasiens da- mals keine Anbindung an das asiatische Festland hatte, zeigen, dass H. erectus in der Lage war, rund 20 km breite Meerengen zu überqueren. Es ist allerdings nicht geklärt ob dies aktiv, mit Flößen geschah, oder ob H. erectus dort als ver- driftetes Opfer eines Tsunamis landete. Funde in einer Höhle auf der Insel Flores zeigen, dass H. erectus sich dort zu einer kleinwüchsigen Form entwickelt hat, dem Homo floresiensis , und dass die Art dort noch vor ca. 12 000 Jahren ge- lebt hat. Er jagte Komodowarane und Zwerg­ elefanten, zerlegte sie mit Werkzeugen und briet seine Beute – und dies trotz seines winzigen Gehirns, das nur 380 cm 3 umfasste. Manche For- scher und Forscherinnen denken allerdings, dass es sich bei Homo floresiensis nicht um eine eige- ne Menschenart handelt, sondern um eine klein- wüchsige Form des modernen Menschen. Aktuelle Funde, die 2019 auf der Insel Luzon auf den Philippinen gemacht wurden, deuten darauf hin, dass auch dort eine eigene Menschenart gelebt hat. Diese bekam den Namen Homo luzo- nensis . Homo erectus lebte in manchen Teilen der Erde bis in Zeiten, in denen der moderne Mensch bereits verbreitet war Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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