am Puls Biologie 8, Schulbuch

72 3.3 Belege für die Evolution Die Evolution wird durch zahlreiche Fossilien bestätigt Unter den Fossilien sind jene besonders interes- sant, die Übergangsformen darstellen, und die so die Entwicklung von einer Gruppe von Lebewe- sen zu einer anderen dokumentieren (zB Archae­ opteryx, Ichthyostega k S. 66). Bei den Waltieren, dazu gehören Wale und Delfine, vermutete be- reits Darwin, dass sie von Landsäugetieren ab- stammen, und dass ihre Vorfahren einen Anpas- sungsprozess an das Leben im Meer durchlaufen haben. Fälschlicherweise dachte Darwin jedoch, dass Wale von Bären abstammten. In den ver- gangenen 150 Jahren konnten Paläontologinnen und Paläontologen belegen, dass Flusspferde die nächsten lebenden Verwandten der Waltiere sind. Andere Paarhufer wie Schweine und Rinder sind von diesen beiden Gruppen stammesge- schichtlich weiter entfernt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Flusspferde die Vorfahren der Waltiere waren, jedoch dass beide Gruppen ei- nen gemeinsamen Vorfahren besitzen. Besonders interessant für die Paläontologie sind so genannte lebende Fossilien . So werden Arten bezeichnet, die fossilen Formen stark ähneln, und deren nahe Verwandte gewöhnlich ausge- storben sind. Bekannt ist der Quastenflosser Lati­ meria , der 1938 auf einem Fischmarkt in Südafri- ka entdeckt wurde ( k Abb. 16). Bis dahin kannte die Wissenschaft nur fossile Arten. Man dachte, diese wären seit langer Zeit ausgestorben. Quas- tenflosser besitzen nicht die bei Fischen üblichen dünnen Strahlenflossen, sondern dicke, durch Knochen gestützte, muskuläre Flossen. Aus die- sen Flossen sind später Beine für die Fortbewe- gung an Land evolviert. Seit langem gelten die fossilen Quastenflosser daher als enge Verwand- te der Landwirbeltiere. Neben fossilen Belegen werden auch Merkmale im Körperbau ( k S. 99) sowie molekularbiolo­ gische und genetische Analysen ( k S. 74) heute lebender Organismen benutzt, um Abstammung und Verwandtschaft von Arten zu überprüfen. Abb.15: Der Quastenflosser Latimeria gilt als „leben- des Fossil“, weil er in vielen Merkmalen den fossilen Quastenflossern ähnlich ist. Abb.16: Die Evolution der Waltiere aus Landsäuge­ tieren ist durch Fossilfunde belegt. Flusspferde sind die nächsten lebenden Verwandten der Wale. Mesonychiden Pakicetus Ambulocetus Rodhocetus Takracetus Dorudon Basilosaurus Bartenwale Zahnwale kurzer Zeitraum Millionen Jahre zurück 65 60 55 50 45 40 35 30 25 Paläozän Eozän Oligozän halbaquatische Lebensweise, Verlust des Fells Entstehung der Schwanzfluke, Vordergliedmaßen flossenartig, Nasen- löcher auf Kopfo- berseite verlagert Komplettverlust der Hintergliedmaßen allmähliches Verschwinden der Hintergliedmaßen Mesonychiden sind aus- gestorbene Huftiere Fossilien liefern Belege für die Ab- stammung von Lebe- wesen, die anhand molekularbiolo­ gischer oder gene­ tischer Daten über- prüft werden Lebende Fossilien sind Organismen, die urtümliche Merkmale auf­ weisen und fossilen Formen ähneln Variabilität, Verwandt- schaft, Geschichte und Evolution Aufgabe W 1 Lebende Fossilien: Suche nach weite- ren drei Beispielen für „lebende Fossilien“ und finde ihre wissenschaftlichen Namen heraus. Begründe ihre Zuordnung zu den „lebenden Fossilien“. Basiskonzept Variabilität, Verwandtschaft, Geschich- te und Evolution: Die Bezeichnung „lebendes Fossil“ ist unglücklich gewählt. Wie man von Fossilfunden weiß, sind die Quasten- flosser als Gruppe sehr alt; Latimeria hinge- gen ist erdgeschichtlich viel jünger. Als rezen- te, d. h. als heute lebende Art, besitzt Latimeria zahlreiche Merkmale, die meist Anpassungen an ein Leben in tiefen Meeres- regionen darstellen. Latimeria hat also nur ein fossilartiges Äußeres bewahrt, ist aber sonst keineswegs ein „lebendes Fossil“. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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