am Puls Biologie 8, Schulbuch

118 6.2 Biotechnologie und Gentechnik „Biotechnologie“ und „Gentechnik“ werden zu- weilen synonym verwendet. Dennoch unterschei- den sich die beiden Begriffe in ihrer Bedeutung. Bei der Biotechnologie werden pro- oder eu- karyotische Zellen genutzt, um bestimmte Stoffe herzustellen . Ebenfalls zur Biotechnologie ge- hört der Einsatz dieser Stoffe in weiteren Prozes- sen . Klassische biotechnologische Verfahren hast du bereits in Band 5 kennengelernt: die Herstellung von Joghurt und Käse mit Milchsäurebakterien, die Produktion von Alkohol durch Hefezellen, die Gewinnung von Zitronensäure oder Antibiotika aus Schimmelpilzen. In der Umwelttechnik wird u. a. an natürlichen Bakterien geforscht, die Erdöl abbauen. Allerdings werden in der Biotechnologie zuneh- mend gentechnisch veränderte (gv) Lebewesen eingesetzt. Hierbei werden natürlich vorkom- mende Organismen dahingehend verändert, dass sie Produkte synthetisieren, die in der In- dustrie eingesetzt werden können, zB Enzyme für Waschmittel. Auch an der gentechnischen Optimierung der oben erwähnten Erdöl-abbau- enden Bakterien wird geforscht, um sie vielleicht eines Tages bei Tankerunglücken einsetzen zu können. Während in der Biotechnologie demnach Lebe- wesen oder deren Produkte technologisch ge- nutzt werden, beruht die Gentechnik auf einer Veränderung des Erbguts , oft sogar über Art- grenzen hinweg. Die dabei erzeugten Lebewesen würde es auf natürlichem Wege vermutlich nie geben. Man nennt sie gentechnisch veränderte Organismen (GVOs). Gentechnik wird jedoch auch in der Medizin eingesetzt, um Krankheiten zu heilen, die auf Mutationen im Erbgut beruhen. Meist wird die Gentechnik als Teilgebiet der Bio- technologie angesehen. Biotechnologie ist ein Sammelbegriff für alle Verfahren, bei denen Organis- men oder deren Stoffwechselproduk- te genutzt werden Gentechnik bezieht sich auf gezielte Veränderungen im Erbgut – dabei wer- den oft Gene von einer Art auf eine andere Art übertra- gen Rote, grüne und weiße Gentechnik Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen drei Bereichen der Gentechnik: •• Grüne Gentechnik: Ihr Ziel ist es, neue Pflanzen herzustellen, die mehr Ertrag bringen, neue Produkte synthetisieren oder besser an be- stimmte Umweltfaktoren angepasst sind. Bei- spiele sind der „Golden Rice“ ( k Band 5, Kap. 6) oder Tomatenpflanzen, die auf salzreichen Böden überleben. •• Rote Gentechnik: Damit sind Verfahren ge- meint, mit deren Hilfe Arzneimittel hergestellt oder Krankheiten geheilt werden können. Beispielsweise stellen heutzutage gv-Bakteri- en, in die das menschliche Gen für Insulin ein- gebracht wurde, diesen für Diabetikerinnen und Diabetiker so wichtigen Stoff in großen Mengen her ( k S. 129). •• Weiße Gentechnik: Hierbei werden zB gentech- nisch veränderte Mikroorganismen oder Zell- kulturen für die industrielle Herstellung von diversen Produkten wie Zitronensäure, Vitami- ne, Aminosäuren oder Biogas erzeugt. Die Aus- beute ist dabei oft höher als bei den natürli- chen Ursprungsorganismen. Vor allem die grüne Gentechnik ist umstritten . Denn einerseits werden Organismen hergestellt, die es ohne diese Technik nicht gäbe. Zudem be- fürchten viele Umweltorganisationen und man- che Forscherteams, dass das Ausbringen von GVOs in die Natur negative Folgen haben könnte. Andererseits eröffnet uns die Gentechnik neue Möglichkeiten im Kampf gegen Krankheiten, viel- leicht auch gegen Nahrungsknappheit. Das wird uns im Kapitel zur Bioethik beschäftigen. Ohne die vorherige Analyse von Genen wäre deren gezielte Veränderung unmöglich. Im wei- teren Sinne umfasst Gentechnik daher Methoden zur Analyse von DNA und RNA – und ist somit Grundlage von moderner Kriminaltechnik, Evolu- tionsbiologie und Medizin. Biotechnologie und Gentechnik: Gemeinsamkeiten und Unterschiede Nur zu Prüfzwecken – Ei entum des Verlags öbv

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