am Puls Biologie 6, Schulbuch
95 Ökologie, Ökonomie und Nachhaltigkeit Blick in die Forschung LED-Lampen: Stromsparen und Fledermäuse LED-Lampen senken den Stromverbrauch ‚Strom sparen‘ kann man auf vielfältige Weise, aber manch- mal hat eine gute Idee ganz unerwartete Auswirkungen, wie das folgende Beispiel zeigt: Elektrische Straßenlaternen verbrauchen sehr viel Strom. Deshalb werden in vielen Städten herkömmliche Quecksil- ber-Hochdrucklampen gegen LED-Leuchten ausgetauscht ( k Abb.13). Letztere machen in der deutschen Stadt Bielefeld mittlerweile fast die Hälfte aller Straßenlaternen aus. Laut Auskunft der Stadtverwaltung kostete dies 9,6 Millionen Euro. Dafür spart Bielefeld pro Jahr ca. fünf Millionen Kilowattstun- den Strom und 3000 Tonnen CO 2 ein. Die Umstellung der Stra- ßenbeleuchtung auf LED-Technik trägt dazu bei, den Ausstoß an Treibhausgasen zu verringern. In der steirischen Stadt Bruck an der Mur geht man noch einen Schritt weiter: Hier wurden an zwei Versuchsstraßen LED-Lampen installiert, die mittels Sensoren individuell ge- steuert werden. Die Sensoren erkennen, ob sich ein Auto, Fahrrad oder Fußgänger nähert – erst dann schaltet sich die Straßenbeleuchtung an. So wird doppelt Strom eingespart, denn die energieeffizienteren LED-Lampen leuchten nur bei Bedarf. Zudem wird die Lichtverschmutzung reduziert, da die Strahler nur dahin leuchten, wo Licht benötigt wird, nicht aber in die Fenster der angrenzenden Wohnhäuser oder in deren Gärten. LED-Lampen haben oft anderes Licht als herkömmliche Leuchten Quecksilber-Hochdrucklampen geben aber auch Licht im UV-Bereich ab, weshalb sie von Insekten wie Nachfaltern, Mücken und Käfern angeflogen werden. Wer sich von Insek- ten ernährt, findet daher bei derartigen Straßenlaternen rei- che Beute. So kommt es, dass lichttolerante Fledermausarten häufig in der Nähe solcher Laternen auf Jagd gehen. Die modernen, für die Straßenausleuchtung genutzten LED- Lampen geben hingegen kein UV-Licht ab. Daher umschwir- ren Insekten diese Leuchten kaum. Das wiederum wirkt sich auf Fledermäuse aus. Christian Voigt und Daniel Lewanzik vom Berliner Leibniz-Ins- titut für Zoo- und Wildtierforschung installierten Fledermaus- detektoren an 46 LED-Straßenlaternen in sechs deutschen Städten, darunter auch Berlin. Es zeigte sich, dass das Vor- kommen lichttoleranter Fledermausarten in der Nähe dieser Laternen um fast 50% abnahm, während lichtscheue Arten nun viereinhalbmal so oft beobachtet wurden. Die Umstellung der Beleuchtung von Quecksilber-Hochdruck- zu LED-Lampen beeinflusst somit nicht nur den Stromver- brauch, sondern auch die lokale Artzusammensetzung von Fledermäusen. Abb.12: Das UV-Licht von herkömmlicher Straßenbeleuchtung lockt zahlreiche Insekten an (links). Moderne LED-Lampen geben hingegen kein UV-Licht ab (rechts). Glossar 1 LED: Licht-emittierende Diode 2 Diode: elektronisches Bauelement, in dem Strom in eine Richtung nahezu widerstands- frei fließt, während die Gegenrichtung fast komplett isoliert ist. Aufgabe E 1 Berechne, wie viel CO 2 durch eine LED- Lampe im Vergleich zu einer 60 Watt- Glühbirne bei gleicher Brenndauer (zB 1000 Stunden) eingespart wird. LED-Lampen ver- brauchen 80 bis 95% weniger Strom. Benutze für deinen Vergleich den OnlineRechner vom Umweltbundesamt für Treibhausgas-Emissio- nen (Stichwort: CO 2 -Rechner). Berechne, ob sich die Einsparung von CO 2 durch LED-Technik auch finanziell lohnt. Finde heraus, wie teuer eine LED-Lampe mit vergleichbarer Leistung ist. Nun musst du noch berücksichtigen, dass eine Glühbirne durchschnittlich 1 000 Stunden, eine LED-Lam- pe 20000 bis 50000 Stunden Lebensdauer hat. Ebenso brauchst du den aktuellen Strompreis pro Kilowattstunde. Literatur Lewanzik, D. and Voigt, C. C. (2017), Transition from conventional to light-emitting diode street lighting changes activity of urban bats. J Appl Ecol, 54: 264–271 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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