am Puls Biologie 6, Schulbuch

79 Sexualität beim Menschen Insemination und Samenspende Die Reproduktionsmedizin versucht, Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch mithilfe unterschied- licher Methoden zu helfen. Die Behandlungs- varianten sind dabei vielfältig und mehr oder weniger aufwändig. Wenn die Ursache für die Unfruchtbarkeit die eingeschränkte Spermienqualität des Mannes ist (geringe Anzahl oder verminderte Beweglich- keit der Spermien) kann eine Insemination durchgeführt werden. Dabei wird genau zum Zeitpunkt des Eisprungs der Frau mit einem fei- nen Katheter, das ist ein sehr dünner Schlauch, der durch die Vagina eingeführt wird, die auf- bereitete Spermienflüssigkeit des Mannes direkt in die Gebärmutterhöhle eingebracht. Diese Be- handlung ist relativ einfach durchzuführen und bringt den Vorteil, dass die Spermien die Vagina und den Gebärmutterhals der Frau nicht mehr aus eigener Kraft überwinden müssen. Reicht die Spermienqualität des Mannes nicht für eine solche Behandlung, so kann eine Insemi- nation auch mit Spendersamen durchgeführt werden. Man spricht dann von einer heterologen Insemination. Es gilt dann das Paar, das sich der Behandlung unterzieht, als Eltern, und nicht der Mann, von dem der Spendersamen ursprünglich stammt. Bei einer Insemina- tion wird die auf- bereitete Spermien- flüssigkeit direkt in die Gebärmutter- höhle eingebracht Aufgabe S 1 In Österreich dürfen Embryonen, die bei einer IVF oder ICSI entstehen, nur vom selben Paar verwendet werden. Entstehen bei einem Versuch mehr Embryonen als sofort in die Gebärmutter übertragen werden sollen, können diese in einem sehr frühen Stadium (Blastocysten oder noch früher) kryokonser- viert (eingefroren) und später verwendet werden. Die Embryonen dürfen nicht an ein anderes Paar weitergegeben oder für die Forschung verwendet werden. In anderen Ländern ist die Situation jedoch nicht so streng. Wie siehst du diese gesetzlichen Regelungen? Sind Gesetze zum Schutz dieser Embryonen nötig? Diskutiert in der Klasse. Basiskonzept Reproduktion: Die IVF und ICSI sind zwei etablierte Verfahren der Re- produktionsmedizin. Die Befruchtung geschieht dabei im Labor, nicht im Körper der Frau. Künstliche Befruchtung (IVF) Eine künstliche Befruchtung oder In Vitro Ferti- lisation (IVF) ist eine weitere Behandlungsvari- ante bei Unfruchtbarkeit. Zuerst werden dabei die Eierstöcke der Frau durch hormonelle Stimu- lation dazu angeregt, mehrere Follikel mit reifen Eizellen auf einmal zu produzieren. Die Stimu- lation der Eierstöcke erfolgt gewöhnlich durch tägliche Injektion von Hormonen während der ersten Zyklushälfte. Diese wirken wie FSH auf die Reifung der Follikel. Die reifen Eizellen werden dann zum Zeitpunkt des Eisprungs aus den Eier- stöcken entnommen und anschließend im Labor, außerhalb des Körpers der Frau, befruchtet. Die Entnahme erfolgt über die Vagina der Frau. Nach der Befruchtung im Labor werden die herange- reiften Embryonen nach 2–5 Tagen wieder in die Gebärmutter übertragen, wo sie sich im opti- malen Fall weiterentwickeln. Es werden meist 1 oder 2 Embryonen auf einmal transferiert. Eine Variante der IVF ist die ICSI (intracytoplas- matische Spermieninjektion, k Abb. 24). Wenn zu wenige oder nur unbewegliche Samenzellen vor- handen sind, wird bei der ICSI eine einzelne Sa- menzelle mit einer Injektionsnadel direkt in die entnommene Eizelle eingebracht und es kommt so zur Befruchtung. Die Erfolgschancen von IVF und ICSI liegen bei einem einzelnen Versuch bei ca. 30%, sie neh- men allerdings mit dem Alter der Frau stark ab. Wenn mehrere Versuche hintereinander durch- geführt werden, sind die Erfolgschancen insge- samt gut. Dennoch ist für ein Paar eine solche Behandlung meist mühsam und belastend. Das neue Fortpflanzungsmedizingesetz, das in Österreich 2015 beschlossen wurde, sieht vor, dass neben heterosexuellen Paaren auch lesbi- sche Paare mit Kinderwunsch die Möglichkeit zu einer IVF, ICSI oder Insemination mit Spender- samen haben. Das an der Behandlung beteiligte lesbische Paar gilt dann als die Eltern, nicht der Samenspender. Beim einer IVF erfolgt die Befruchtung der Eizellen außerhalb des Körpers der Frau Reproduktion Abb.24: Befruchtung bei einer ICSI. Sind die Spermien des Mannes unbeweglich, so wird bei der ICSI eine einzelne Spermienzelle mithilfe einer dünnen Injektionsnadel direkt in die Eizelle eingebracht und es kommt so zur Befruchtung. 50 μ m Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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