am Puls Biologie 6, Schulbuch

73 Sexualität beim Menschen 4.7 Sexualität und Emotionen: Die Rolle der Hormone Geschlechtshormone wie das Testosteron beeinflussen die Stimmung Wie du nun weißt, ist die Pubertät eine Zeit, in der sich vieles verändert. Eine ganz wesentliche Rolle spielen dabei die Hormone, die du auf den vergangenen Seiten kennengelernt hast. Sie be- einflussen aber nicht nur organische Veränderun- gen, sondern zuweilen auch die Stimmung. Wenn dein Freund/deine Freundin heute unge- wohnt reizbar, morgen fröhlich und übermorgen geradezu depressiv wirkt, kann das daran liegen, dass sich sein/ihr Körper noch nicht an die neue Menge dieser Stoffe gewöhnt hat – und dass deren Konzentration sehr stark schwankt. Die Pubertät ist deswegen eine Zeit, in der viele ein Wechselbad der Gefühle erleben. Ein Beispiel ist das Testosteron: Wenn du Abbil- dung 15 betrachtest, wirst du feststellen, dass es große Unterschiede in der Menge an Testosteron im Blut junger und älterer Männer gibt: So ha- ben junge Männer zwischen 2 und 10 Uhr mor- gens deutlich höhere Testosteronlevels. Zudem schwankt bei ihnen die Gesamtmenge an Testos- teron stärker. Testosteron hat im Stoffwechsel u. a. die Funkti- on, die Bildung von Proteinen anzuregen und unterstützt so den Muskelaufbau. Bei vielen Männern hat es eine antreibende Wirkung bis hin zur Aggressivität. Es weckt das sexuelle Ver- langen und führt zu erotischen Träumen. Umge- kehrt bewirken sexuelle Fantasien einen Anstieg der Testosteronmenge im Blut. Das zeigt, dass die Kontrolle über das sexuelle Verlangen durch- aus steuerbar ist. Frauen zeigen ähnliche tageszeitliche Rhythmen hinsichtlich des Testosterons, das bei ihnen in kleineren Mengen in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde produziert wird. Wie bei Männern wirkt Testosteron bei Frauen auf das sexuelle Verlangen. Das zeigt sich zB bei hormoneller Verhütung: Ein Abbauprodukt des in diesen Präparaten enthaltenen Östrogens bindet Testosteron, was die Erregbarkeit der Frau sen- ken kann. Testosteron ist auch ein Antriebshormon und beeinflusst das sexuelle Verlangen Abb.15: Die Menge an Testosteron im Blut von Männern hängt ab von Alter und Tageszeit. Die Kurve stellt allerdings Mittelwerte dar. Während der Pubertät wurden bei einigen Testpersonen zwischenzeitliche Anstiege zu anderen Uhrzeiten beobachtet. Oxytocin – ein Bindungs- und Entspannungshormon Ein weiteres wichtiges Hormon in der Sexualität ist das Oxytocin (siehe auch Seite 39). Es wird vom Hypothalamus freigesetzt und löst u. a. die Wehen bei der Geburt und die Milchproduktion in der weiblichen Brust aus. Oxytocin gilt darüber hinaus als Bindungshormon. Es ist bedeutsam für eine positive Beziehung zwischen Mutter und Kind, aber auch zwischen Geschlechtspartnern. Es wird vor allem bei Berührung von Scheide, Ge- bärmutter und Brustwarzen und beim Orgasmus freigesetzt, aber auch durch Streicheln. Vermutlich ist die beim Orgasmus abgegebene hohe Menge an Oxytocin der Grund für die danach eintretende Entspannung. Allgemein scheint Oxytocin Stress und Aggressivität ent- gegenzuwirken. Dieses Hormon kommt auch im Sperma vor. All das dürfte dazu beitragen, dass Zärtlichkeit und Geschlechtsverkehr eine enge Bindung zwischen zwei Menschen erzeugen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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