am Puls Biologie 6, Schulbuch

64 „Richtige“ Penislänge und „perfekter“ Busen: Müssen wir uns durch Medienbilder beeinflussen lassen? Pornografie 1 Gerade unter Teenagern kann der Eindruck von Sexualität stark durch Medien geprägt werden (Abb. 4). Echter Sex läuft aber kaum so ab, wie er in den meisten Filmen dargestellt wird. Beson- ders Pornos sind von dem, was schöner und lie- bevoller Sex ist, meist weit entfernt. Oft sind Por- nos brutal und vor allem für die Darstellerinnen sehr erniedrigend. Zärtlicher Sex, bei dem die Partner einander liebend befriedigen wollen, verletzt nicht. Das unterscheidet ihn auch von krankhaftem Sexualverhalten, bei dem jemand Lust empfin- det, wenn er selber (Masochismus) oder der/die andere (Sadismus) Schmerzen erleidet. Pornos stellen Sexualität oft brutal dar Abb.4: Internetpornografie. Bilder von nackten Menschen und Sex-Filme sind mittlerweile einfach zu bekommen. Doch diese Bilder prägen sich tief ins Gedächtnis ein und erzeugen falsche Vorstellungen von Sexualität – mit Liebe haben sie nichts zu tun. Zeitschriften und Filme erwecken oft den Ein- druck, dass es unglaublich viele perfekt ausse- hende Menschen gibt: keine Pickel, die Haare selbst im Schlaf gestylt, der Busen weder zu groß noch zu klein, der Bizeps eindrucksvoll. Bei man- chen mögen da Zweifel aufkommen: Meine Brüs- te sind nicht gleich groß, mein Penis scheint recht klein zu sein, ich habe Akne, ich bin zu dünn (oder zu dick). Das, was du in Film und Werbung siehst, entspricht jedoch selten der Wirklichkeit. Sogar die Bilder von Models, die auf Plakaten abgedruckt werden, sind fast immer nachbearbeitet. Die Medien erzeugen so völlig unrealistische Schönheitsideale. Frauen sind nicht nur dann attraktiv, wenn ihre Taille einen bestimmten Um- fang hat. Auch ist ein Penis, der im schlaffen Zu- stand 10 cm lang ist, nicht besser als ein 3 cm kür- zerer: Beim Geschlechtsverkehr ist es nicht wichtig, wie lang ein Penis ist, da die sensibelste Region bei der Frau im vorderen Scheidenbe- reich liegt (s. Kapitel 4.5). Das eigene Selbstwert- gefühl braucht nicht durch von anderen be- stimmte Ideale zu leiden: Jede/r darf sich annehmen, so, wie er/sie ist. Schönheitsideale entsprechen selten der Wirklichkeit Sexuelle Gewalt Sexueller Missbrauch (Vergewaltigung) hinge- gen hat mit Sexualität nichts zu tun und steht in Österreich unter Strafe. Dabei wird jemand zum Sex gezwungen, will das aber gar nicht. Leider kommt sexuelle Gewalt selbst innerhalb von Familien immer wieder vor. Bei sexueller Belästigung kommt es nicht zum Geschlechtsverkehr, das Opfer wird jedoch sexu- ell berührt oder angesprochen. Die Betroffenen trifft dabei keine Schuld und es ist wichtig, dass sie Hilfe aufsuchen. Wenn du sexuellen Missbrauch oder sexuelle Belästigung selber oder bei Bekannten erlebst, wende dich an Vertrauenspersonen. Das können Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Ärztinnen und Ärzte oder Beratungsstellen sein, zB der Weiße Ring oder die Österreichischen Kinderschutz- zentren. Sexueller Missbrauch ist Gewalt in sexueller Form, keine Sexualität Glossar 1 Pornografie Darstellung von Sexualität in Form von Sprache, Bildern oder Filmen, bei der es nur um die Körperlichkeit geht, wäh- rend Gefühle und Liebe keine Rolle spielen. Aufgaben S 1 Homosexuelle Paare haben in eini- gen europäischen Ländern das Recht zu heira- ten, in anderen (zB Österreich) können sie ihre Beziehung als „eingetragene Partner- schaft“ registrieren lassen, nicht aber als Ehe. Warum möchten viele Homosexuellen-Vereine die Erlaubnis zur Eheschließung auch für ihre Mitglieder? Warum möchten andere Gruppen eine solche Gleichstellung nicht? Tragt in der Klasse ver- schiedene Standpunkte zusammen und dis- kutiert darüber. S 2 In den letzten Jahren tauchte ein neuer Begriff in gesellschaftlichen Debatten auf: „Gender“. Anhänger der Gender Studies unterscheiden zwischen dem so genannten biologischen Geschlecht („sex“) und dem so- zialen Geschlecht („gender“). Letzteres sei durch kulturelle Zuschreibungen bestimmt, etwa dem Rollenbild, das eine Gesellschaft für ein Geschlecht vorsieht. Recherchiert, was die Genderbewegung(en) möchte(n) und diskutiert diese Forderungen in der Klasse. S 3 Schreibe einen Beitrag (zB für die Webpage eurer Schule) zum Thema Pornogra- fie. Verwende dabei die Stichworte „Liebe“, „Respekt“, „Bedürfnis“, „Sucht“, „Vorstellung“, „Partnerschaft.“ Lest und besprecht eure Artikel untereinander. S 4 Liste auf, was für dich persönlich sexuelle Belästigung ist. Tausche dich darü- ber mit anderen aus. Versteht jeder darunter dasselbe? Was heißt das im Alltag? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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